Freudige Millioneneinnahmen Dortmund in Europa wieder hoffähig

Dortmund (rpo). Hochstimmung im Lager von Borussia Dortmund. Nach dem ersten Einzug in die Zwischenrunde der Champions League nach 1998 ist ins Westfalenstadion vergangener Stolz zurückgekehrt.

Manager Michael Meier rieb sich in freudiger Erwartung weiterer Millioneneinnahmen die Hände, die Fans stimmten Hohngesänge auf den in der Vorrunde gescheiterten Bundesliga-Konkurrenten Bayern München an, und selbst der ansonsten überkritische Matthias Sammer schwelgte in Superlativen. "Die Mannschaft hat Großartiges geleistet, die Nerven nicht verloren und zurückgeschlagen", urteilte der Trainer.

Die Art und Weise, wie Sammers Team auf das frühe 0:1 durch den Kunstschuss von Thierry Henry (14.) reagierte, dokumentierte den Reifeprozess der jungen Elf. Statt den Pfosten-Treffern von Lars Ricken und Jan Koller nachzutrauen, zwang der deutsche Meister den hochkarätigen Gast im Stile einer internationalen Klassemannschaft mit viel Geduld noch in die Knie und löste ihn als Tabellenführer der Gruppe A ab. "Das bringt Selbstvertrauen. Wir wissen jetzt, dass wir auch gegen große Gegner bestehen können", meinte Tomas Rosicky. Der Regisseur trat nicht nur als Vorbereiter zum Eigentor von Gilberto (38.) und nervenstarker Elfmeterschütze (63.) in Erscheinung, sondern brillierte auch als umsichtiger Ideengeber.

Der dritte Sieg in der europäischen Königsklasse sorgte auch an der Börse für frischen Wind. Rechtzeitig zum 2. Jahrestag des ersten Börsenganges eines deutschen Fußball-Unternehmens gab es endlich positive Nachrichten für die BVB-Aktionäre. Am Tag nach dem Einzug in die lukrative zweite Gruppenphase stieg der Kurs des Wertpapiers auf dem Frankfurter Parkett zwischenzeitlich um 4,8 Prozent auf über 4 Euro an, liegt jedoch noch immer weit unter dem Emissionskurs von 11 Euro. Dem Revierclub sind weitere Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe gewiss. Dabei profitiert die Borussia auch vom frühen Aus der Münchner: Aus dem TV-Geld-Topf erhalten die beiden im Wettbewerb verbliebenen deutschen Vertreter aus Dortmund und Leverkusen deshalb Zusatzeinnahmen von etwa zwei Millionen Euro.

Kaum Häme über den K.O. der Bayern

Der Häme der eigenen Fans über den K.o. der Bayern konnten die BVB-Profis jedoch nur wenig abgewinnen. So erinnerte Christoph Metzelder an die Fünf-Jahres-Wertung der UEFA, die über die Anzahl der DFB-Teams in der Champions League entscheidet: "Schadenfreude ist ein schlechter Ratgeber. Schließlich könnten auch wir in Zukunft davon profitieren, wenn sich eine Bundesliga-Mannschaft mehr für diesen Wettbewerb qualifiziert." Sportmanager Michael Zorc warnte ebenfalls vor Hochmut: "Schließlich waren die Bayern in den Vorjahren immer dabei, während wir nur zuschauen durften."

Gleichwohl hat sich der Revierclub einen Vorteil gegenüber dem Dauerrivalen verschafft. Weil ab 2003 neue Verträge für die Champions League greifen, die mit deutlichen Verdiensteinbußen einhergehen, besteht letztmals die Chance auf satte Einnahmen. "Aus diesem Grund sollten wir versuchen, in dieser Saison mitzunehmen, was möglich ist", sagte Manager Meier. Doch derlei Rechenspiele sind Sammer ein Dorn im Auge. Bei aller Freude über den Erfolg warnte der Coach vor übertriebener Erwartungshaltung: "Wenn wir in der zweiten Gruppenphase nur auf die Rübe kriegen, ist keine Entwicklung da. Gelingt uns am Samstag gegen Hamburg kein Sieg, sehen die Kommentare schon wieder ganz anders aus."

Rückspiel durch Schwalbe verloren

Als schlechter Verlierer erwies sich Sammer-Kollege Arsene Wenger. "Wir sind im Hinspiel von den Dortmundern der Schauspielerei bezichtigt worden. Nun haben wir das Rückspiel durch eine Schwalbe verloren", klagte der französische Coach nach der vierten Niederlage seines Starensembles in Folge. Doch der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Gonzales (Spanien) hatte mehr mit dem ungestümen Vorgehen von Torhüter David Seaman als mit den Fallkünsten von Torjäger Jan Koller zu tun. Voller Sarkasmus kommentierte das Massenblatt "Sun" die ungeschickte Aktion des Nationalkeepers: "Wenn Pele je wieder für ein Spiel in den Fußball zurückkehrt, wird er wohl gegen David Seaman spielen wollen."

(RPO Archiv)
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