„Man weiß nie, wie man es richtig macht“ Mit diesen Worten nimmt Rose Abschied von Borussia

Möchengladbach · Borussias scheidender Trainer Marco Rose hat nach dem wertlosen 4:2-Sieg bei Werder Bremen über seine Zeit in Gladbach gesprochen. „Wir hatten top eineinhalb Jahre“, sagte der 44-Jährige. Dem Team wünscht er unter seinem Nachfolger Adi Hütter einen „Raketenstart“.

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Der letzte Eindruck zählt, heißt es. Es steht zu befürchten, dass das Marco Rose nicht vergönnt sein wird bei den Fans von Borussia Mönchengladbach, dem Verein, für den der gebürtige Leipziger zwei Jahre gearbeitet hat. Sein letztes Spiel als Trainer brachte den 250. Auswärtssieg der Gladbacher Bundesliga-Geschichte und war ein seriöser Erfolg, den Roses Mannschaft an der Weser herausspielte, sogar gewürzt mit einem wunderbaren ersten Tor, das Marcus Thuram mit der Hacke einleitete und Lars Stindl nach Stefan Lainers Vorarbeit mit der Innenseite erzielte.

Doch was nützte es, dass Borussia zwischenzeitlich sogar 4:0 führte und am Ende 4:2 gewann? Nichts, weil Union Berlin halb so viel Tore wie Gladbach erzielte, damit aber RB Leipzig 2:1 besiegte. Schützenhilfe aus der Heimat gab es also auch nicht für Rose. Und so war sein 88. Spiel als Gladbachs Cheftrainer, in dem es den 41. Sieg gab (19 Remis, 28 Niederlagen), eines, in dem „es nur Verlierer gab und einer davon sind wir“, wie Rose sagte.

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Denn das Minimalziel Conference League musste wegen des Union-Erfolges nach der Champions League und der Europa League nun auch abgehakt werden. „Es ist in der Summe schon sehr enttäuschend für uns. Wir waren ziemlich nah dran und es wäre wichtig für den Verein gewesen, die Belastung zu haben, finanziell hätte es auch noch mal was bedeutet“, sagte Rose.

Der 44-Jährige zog in Bremen auch eine erste Bilanz seiner Zeit bei Borussia. „Ich bin sehr dankbar für zwei schöne Jahre, ich bin hervorragend aufgenommen worden“, sagte Rose. Er teilte die zwei Jahre in zwei Teile: „Ich glaube wir hatten top eineinhalb Jahre. Bis zum Winter waren wir in der Champions League dabei, im Achtelfinale, haben Bayern und Dortmund zu Hause geschlagen“, erinnerte Rose an die starke Phase, die es noch zu Jahresbeginn gab.

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Dass es dann einen Knick gab, machte er an seiner Verkündung fest, in der neuen Saison für Borussia Dortmund arbeiten zu wollen. „Mit dem Tag hat sich die Grundstimmung in und um den Verein massiv geändert. Das bedeutet, dass das viel mit meiner Person zu tun hat. Und dann kamen noch keine Ergebnisse dazu, wir haben einfach zu viele Spiele verloren. Und du kannst diese Ergebnisse nur über Ergebnisse kitten. Da hatten die Jungs in den letzten Wochen und Monaten eine Menge zu tragen“, sagte Rose, der Borussia in seiner ersten Saison als dritter Trainer in die Champions League geführt hatte.

Nach wie vor verweist er vieles, was zur Binnenstimmung zwischen Trainer und Team berichtet und gesagt wurde, „ins Reich der Fabeln“. Also kein Problem zwischen Trainer und Team, aber Druck wegen der Trainerentscheidung und fehlende Siege sind für Rose die wesentlichen Problembereiche dieser Saison gewesen, die Abwehrchef Matthias Ginter als „holprige Auf- und Ab-Saison“ bezeichnete? „In der Summe haben wir eine sehr enttäuschende Rückrunde gespielt und haben nicht das erreicht, was wir uns vorgenommen haben“, gestand Rose.

Dass er seinen Teil dazu beigetragen hat, weiß Rose. „Ich will mich für nichts entschuldigen. Aber ich habe ja selbstkritisch angemerkt, dass mit dem Moment, als ich eine Entscheidung getroffen habe, die wochenlang vorher eingefordert wurde, Unruhe entstanden ist. Man weiß nie, wie man es richtig macht“, sagte Rose.

Er gab auch einen Einblick in sein Seelenleben während der schwierigen letzten Monate seiner Amtszeit in Gladbach. „Sicherlich werde ich aus der Geschichte etwas mitnehmen. Jeder kann mir abnehmen, dass es mir in den letzten Wochen nicht immer gut ging und die Dinge, die auf mich eingeprasselt sind, Spuren hinterlassen haben“, sagte Rose.

Marco Rose war in Bremen zum 88. und letzten Mal Gladbach-Trainer.

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Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Von der Lockerheit, der Lässigkeit und Coolness, mit der er in Gladbach angetreten war, war zuletzt tatsächlich nicht mehr viel zu spüren, und so spielte letztlich auch das Team: gehemmt statt locker, in zu vielen Momenten fehlte der Mut. Den wünscht Rose Borussia nun für die Zeit mit seinem Nachfolger Adi Hütter: „Ich hoffe, dass sie nächstes Jahr wieder einen Raketenstart hinlegt.“ Am Ende des „Projekt Rose“ ist Borussia nach einem solchen schneller als erwartet auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

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