Sommertheater zwischen Bayern und Dortmund Topklubs balgen sich um Marco Reus

Dortmund/Düsseldorf · Der Dortmunder Profi Marco Reus hat eine Ausstiegsklausel im Vertrag. Bayern München bemüht sich um den Nationalspieler. Zwischen den beiden Topklubs herrscht Knatsch.

Marco Reus – Gladbach-Retter, BVB-Held, verhinderter Weltmeister
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Das ist Marco Reus

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Foto: AP/Martin Meissner

Eine Woche vor dem Spiel um den Supercup haben die beiden besten deutschen Klubs endgültig ihr sommerliches Streitthema gefunden. Zu verdanken ist das in erster Linie Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" hatte er vor zehn Tagen ohne erkennbare Not erklärt: "Ich glaube, dass es für Borussia Dortmund schwer wird, die Klausel für Marco Reus rauszukaufen. Der Spieler hat eine hohe Nachfrage bei den europäischen Topklubs, unabhängig vom FC Bayern."

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Foto: dpa, te hak

Dass der FC Bayern zu den sehr interessierten Arbeitgebern im Weltfußball zählt, die sich Reus auf der Lohnliste vorstellen können, hat Rummenigge jetzt unterstrichen. "Es ist bekannt, dass der Spieler bei Borussia Dortmund ist und eine Ausstiegsklausel hat, die, so Gerüchte, bei 25 Millionen Euro liegen soll", sagte er der "Sport Bild". Den genauen Betrag kennen Reus und der BVB. Fest steht, dass der Spieler im nächsten Sommer für eine vertraglich vereinbarte Ablösesumme wechseln kann — im Gespräch waren zuletzt 35 Millionen Euro.

Es würde niemanden mehr sehr wundern, wenn die Reise nach München geht. Auch in Dortmund wäre das keine allzu große Überraschung. Und die Leitung der Fußballfirma BVB würde vermutlich wie in den Fällen Mario Götze und Robert Lewandowski achselzuckend zur Tagesordnung übergehen (müssen). Götze hatte sich wie Reus eine feste Ablösesumme als Klausel in den Vertrag verhandelt, er ging vor einem Jahr für 37 Millionen Euro zu den Bayern. Lewandowski verließ die Dortmunder in diesem Sommer ebenfalls in Richtung München. Sein Vertrag mit dem BVB war zu Ende, er ging deshalb ablösefrei. Solche Wechsel gehören zum Geschäft. Das haben nicht einmal die Dortmunder bezweifelt.

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BVB kritisiert Rummenigges Medienoffensive

Der Fall Reus liegt, jedenfalls nach Ansicht der Westfalen, anders. Dafür machen die Dortmunder vor allem Rummenigge verantwortlich. Sie empfinden seine Medienoffensive als unfair. Und das sagen sie natürlich auch. "Borussia Dortmund registriert mit einer gewissen Verärgerung, dass sich Karl-Heinz Rummenigge über die Medien zurzeit im Dreitage-Rhythmus zu internen BVB-Angelegenheiten äußert", stellte Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Internetseite seines Klubs fest, "wir sind sicher, dass für jeden Fußballinteressierten offensichtlich ist, welche Absicht hinter solchen Äußerungen steckt."

Sportdirektor Michael Zorc wird noch ein bisschen deutlicher. "Es wäre schön, wenn Karl-Heinz Rummenigge einfach mal den Mund halten könnte", erklärte er dem "Kicker". Den Gefallen wird ihm der Bayern-Boss sicher nicht tun, denn er verfolgt seine Interessen. Deshalb vermittelt er gern den Eindruck, dass die Dortmunder zurzeit vergeblich versuchen, Reus die Klausel durch eine Gehaltserhöhung sozusagen abzukaufen. Vielleicht weiß er es sogar, wobei dann die Frage ist, wer es ausgeplaudert haben könnte.

Die Geschichte trägt jedenfalls nicht zu einer Verbesserung des Geschäftsklimas zwischen den Vereinen bei. Seit dem Frühjahr sind die Beziehungen ohnehin regelrecht eingefroren. Führende Funktionäre hatten sich in der Frage der Modalitäten eines Darlehens, das die Münchner den Dortmundern in wirtschaftlich schweren Zeiten gegeben hatten, der Lüge bezichtigt. Watzke sagte daraufhin seine Teilnahme am üblichen gemeinsamen Essen vor dem letzten Bundesligaspiel der beiden großen deutschen Klubs ab. Selbstverständlich ließ er seinerseits die Medien darüber nicht im Unklaren. So viel Öffentlichkeitsarbeit muss bestimmt sein.

Reus begegnet Fragen nach seiner beruflichen Zukunft mit dem üblichen Spruch aus dem Wörterbuch des Profifußballers. Zurzeit gehe es ihm nach der Verletzung aus dem Länderspiel gegen Armenien kurz vor WM allein darum, schnell wieder fit zu werden, erklärte er im Trainingslager Bad Ragaz (Schweiz). Darüber hinaus habe er einen gültigen Vertrag mit Borussia Dortmund, "Dinge, die dann später einmal für mich relevant sein könnten, sind derzeit zweit- oder sogar drittrangig". Diese Rangfolge kann sich ändern. "Später" kann ja auch heißen: in ein paar Monaten.

(RP)
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