Kampf gegen den Schwarzmarkt Bundesligisten wollen eigene Ticketbörse ins Leben rufen

Düsseldorf · Eine Mehrheit der Bundesliga-Vereine ist für die Einführung einer gemeinsamen Ticketbörse zur Bekämpfung der Preistreiberei auf dem Schwarz- und Zweitmarkt. Vor dem ersten Treffen einer Projektgruppe gibt es allerdings auch Zweifel an einer gemeinsamen Linie.

Karten für das Spiel Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München gab es zuletzt ab 454 Euro aufwärts im Internet. Ein Ticket für das letzte Saison-Heimspiel von Borussia Dortmund ist dort schon für rund 90 bis 170 Euro zu haben, obwohl der offizielle Verkauf noch gar nicht begonnen hat.

Um solche Auswüchse auf dem undurchsichtigen Zweit- und Schwarzmarkt zu stoppen, wollen die Vereine der Bundesliga in Zukunft eine eigene Tauschbörse für ihre begehrten Eintrittskarten einrichten. An diesem Freitag trifft sich in der DFL-Zentrale in Frankfurt am Main zum ersten Mal eine Projektgruppe aus Geschäftsführern und Ticketmanagern einzelner Klubs, um möglichst schon bis zum Sommer entsprechende Pläne auszuarbeiten.

"Im Sinne aller Fans"

"Es geht hier darum, den Schwarzmarkt zu bekämpfen und für alle Fußballfans eine Plattform aufzubauen, auf der sie bei Bedarf ihre Tickets ohne Aufpreis weiterverkaufen oder vielleicht tauschen können. Dies kann nur im Sinne aller Fans und damit auch der Klubs sein", sagte der Gladbacher Geschäftsführer Stephan Schippers.

Die Mehrheit der Vereine ist grundsätzlich für eine solche eigene und zentrale Ticketbörse. Das ergab auch eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa unter den Klubs. Die Frage ist nur, ob die sich auch tatsächlich auf eine einheitliche Linie festlegen können. "Genau das ist die große Herausforderung", sagte der Hoffenheimer Geschäftsführer Frank Briel der dpa. "Es gibt im Lizenzfußball 36 Vereine bzw. Kapitalgesellschaften mit zum Teil heterogenen Voraus- und Zielsetzungen. Das Erfordernis einer einheitlichen Ticket- Plattform muss zwangsläufig mit den individuellen Rahmenbedingungen jedes Standortes und Klubs in Einklang gebracht werden."

Genau diese Rahmenbedingungen sind sehr unterschiedlich. Einige Vereine wie Bayer Leverkusen oder Eintracht Frankfurt arbeiten bereits an einer eigenen Plattform. Zwischenzeitlich hatte auch schon einmal mehr als die Hälfte aller Klubs einen Vertrag mit der umstrittenen Ticketbörse Viagogo abgeschlossen, der immer wieder vorgeworfen wird, die Preise in die Höhe zu treiben. Schalke 04 und der Hamburger SV haben diese Partnerschaft auf Druck ihrer Fans wieder gekündigt, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach stehen inmitten bzw. kurz vor einem Rechtsstreit mit dem Portal aus der Schweiz. Andere Klubs wie der VfB Stuttgart, FC Augsburg und auch 1899 Hoffenheim arbeiten aber weiterhin mit Viagogo zusammen.

"Betrachtet man die Stadionauslastungen der Standorte, wird schnell deutlich, dass Klubs mit Vollauslastung als oberstes Ziel die Eindämmung des Zweitmarktes im Fokus haben", erklärte Briel. "Andere Vereine mit niedrigeren Auslastungsquoten haben zumindest nicht in diesem Umfang ein Kapazitätsproblem und priorisieren daher die Kompensation entgangener Zuschauereinnahmen durch Sponsorenverträge."

Der Hoffenheimer Geschäftsführer spricht von einem "natürlichen Dilemma", das in der ersten Euphorie über eine zentrale Ticketbörse unterging. "Es gab bereits in der Vergangenheit Überlegungen für ein gemeinsames ligaweites Ticketsystem, die an den unterschiedlichen Anforderungen der Vereine und bestehenden Verträgen gescheitert sind", sagte auch Klub-Sprecherin Luana Valentini vom 1. FC Nürnberg.

Selbst der Dortmunder Marketing-Direktor Carsten Cramer, der der am Freitag zusammenkommenden Projektgruppe angehört, betonte: "Das ist ein sehr sensibles Thema, bei dem es keinen Schnellschuss geben sollte. Prinzipiell finde ich es gut, dass sich eine zentrale Instanz dieses Problems annimmt und es einen Erfahrungsaustausch gibt."

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht hinter den Plänen für eine ligaweite Tauschbörse und verweist darauf, dass dies auch das klare Ergebnis einer eigenen Umfrage unter den Klubs der 1. und 2. Liga gewesen sei. "Wenn es eine überzeugende zentrale Ticketbörse gäbe, wäre dies ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Schwarzmarkts", sagte Geschäftsführer Andreas Rettig. "Fairness sollte vor Gewinnmaximierung stehen. Die Liga braucht faire Preise für Fans."

Aus diesem Grund haben sich auch schon einmal alle Klubs darauf verständigen können, erst einmal eine Projektgruppe zu gründen. "Wenn es allen Beteiligten gelingt, sich auf Fairtrade-Regeln für den Ticket-Zweitmarkt zu einigen und diese auch zu berücksichtigen", spräche sehr viel für einen "gemeinsamen Ticket-Marktplatz aller Vereine", sagte Leverkusens Sprecher Dirk Mesch. Auch der Gladbacher Schippers ist sich sicher: "Die Gründe, die möglicherweise gegen ein solches Portal sprechen, wiegen die Vorteile bei weitem nicht auf."

(dpa)
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