Die große Nacht des Brian Boyle Eishockey-Star schießt drei Tore gegen den Krebs

New Jersey · Brian Boyle hat Leukämie. Nun hat er in der Eishockeyliga NHL einen Hattrick geschossen. Es war eine besondere Nacht im Leben des Sportlers.

 Brian Boyle

Brian Boyle

Foto: AP/Julio Cortez

Im September 2017 schossen Brian Boyle viele Gedanken durch den Kopf, Eishockey dürfte dabei eher nachgeordnet gewesen sein. Die Diagnose nach einer Routinekontrolle im Trainingscamp war niederschmetternd: Chronisch Myelotische Leukämie (CML), eine potenziell lebensbedrohliche, aber dennoch gut behandelbare Krankheit.

14 Monate später fuhren Brian Boyles Gedanken erneut Achterbahn, er dürfte ein Wechselbad der Gefühle durchlebt haben. In der "Hockey Fights Cancer"-Nacht der nordamerikanischen Profiliga NHL erzielte der 33-Jährige von den New Jersey Devils beim 5:1 gegen die Pittsburgh Penguins den ersten Hattrick seiner Karriere.

Ausgerechnet Boyle. Einen besseren Abend hätte sich der zweifache Familienvater für seinen ersten Dreierpack in der stärksten Liga der Welt nicht aussuchen können. Ausgerechnet Boyle, der im Kampf gegen den Blutkrebs erst vor zwei Wochen einen wichtigen Etappensieg verkündet hatte. Eine "komplette molekulare Remission" sei erreicht, ließ Boyle wissen, was soviel heißt, dass derzeit keine Krebszellen mehr im Körper nachweisbar sind.

Boyle fühlt sich gut, sagt er. Seine Chancen, die Krankheit in Schach zu halten, sind enorm gestiegen, ebenso die Hoffnung auf eine normale Lebenserwartung. Entsprechend aufgewühlt und hochemotional kommentierte der 33-Jährige seine Leistung gegen Pittsburgh. "Wir müssen tun, was wir können, um gegen diese Krankheit vorzugehen", sagte er: "Vor allem müssen wir dafür sorgen, dass sich die Kranken nicht alleine fühlen. Krebs kann auch sehr einsam machen."

Boyle selbst durfte sich während der knapp 13-monatigen Therapie der Unterstützung seiner Familie immer sicher sein. Er war von Beginn an Optimist, die Diagnose warf ihn nur ganz kurz aus der Bahn. "Wir hatten von Anfang an einen guten Plan, wie die Krankheit bekämpft werden soll, und ich habe mich immer darauf gefreut, wieder Eishockey zu spielen", sagte er.

Das tat er sogar während der Behandlung, in der abgelaufenen Saison erzielte er in 69 Spielen insgesamt 13 Treffer. Seine Werte besserten sich bei jeder Untersuchung, seine stets positive Einstellung tat ein Übriges.

Boyles Vater Artie war seiner eigenen Erkrankung übrigens einst ganz anders begegnet. 1999 war bei Boyle senior Nierenkrebs festgestellt worden, eine Woche nach einem Besuch des Wallfahrtsorts Medjugorje in Bosnien und Herzegowina sei dann kein Tumor mehr nachweisbar gewesen. Seine Erlebnisse und Erfahrungen verarbeitete der streng gläubige Katholik in einem Buch mit dem Titel: "Noch sechs Monate Leben".

Der Sohn suchte sein Heil im Sport und in der Familie. "Im Kampf gegen den Krebs gibt es immer wieder dunkle Zeiten", sagte er nach seinem Dreierpack in Pittsburgh: "Das Schlimmste sind die Leute, die dich bemitleiden." Mitleid habe er nie gebraucht, auch keine übermäßige Fürsorge: "Ich wollte nicht als Kranker sondern immer als Rekonvaleszent behandelt werden."

Die Wohltätigkeitsinitiative "Hockey Fights Cancer" organisiert bereits in der 20. Saison den "Hockey Fights Cancer Awareness Month". Jedes Team richtet dabei ein Heimspiel aus, in dem Geld für den Kampf gegen den Krebs gesammelt und die Krankheit ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden soll. Boyle hat jedenfalls seinen Teil dazu beigetragen.

(sid/sef)
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