Stuttgart 21 – der Bahnhof der Politiker

Die Bahn ist keine Aktiengesellschaft wie jede andere. Der Bund als alleiniger Eigentümer hat gestern für Stuttgart 21 die Weichen vor allem nach politischen Gesichtspunkten gestellt: Nur einmal angenommen, die Bahn hätte den Abbruch des Projekts verkündet – der erste grüne Ministerpräsident hätte triumphieren können. Er verdankt sein Amt nicht zuletzt dem Widerstand gegen den Tiefbahnhof. Das wäre im Wahljahr kein gutes Signal für die Regierung Merkel gewesen. Die Kanzlerin ist eine entschiedene Befürworterin von Stuttgart 21. Sie will nicht hinnehmen, dass sich Deutschland immer öfter als Standort erweist, in dem Großprojekte scheitern.

Dem Steuerzahler wird der gestrige Tag teuer zu stehen kommen. Denn wer kann im Ernst glauben, dass es bei den zwei Milliarden Euro Mehrkosten bleiben wird? Schon jetzt ist von der Verschiebung des Eröffnungstermins die Rede – der Berliner Flughafen lässt grüßen. Jedes weitere Jahr Bauzeit kostet horrende Summen, von den – auch finanziellen – Risiken des Tunnelbaus ganz zu schweigen. Ein Abbruch des Projekts zum jetzigen Zeitpunkt wäre die bessere Entscheidung gewesen – für die Wahlkämpferin Merkel aber wohl ein Ausstieg zu viel.

(RP)
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