Persönlich Hugo Chávez ... ist gestern verstorben

Glaubt man der offiziellen Darstellung, dann hat Venezuelas Präsident Hugo Chávez (58) bis zuletzt im Krankenbett täglich Akten gewälzt und seinen Ministern Anweisungen erteilt. Noch am Samstag hatte sein Stellvertreter beteuert, der Staatschef lenke weiter die Geschicke der Nation. Doch gestern erlag Chávez seinem Krebsleiden. Die regierungstreue Presse schrieb: "Der Christus der Armen in Lateinamerika ist gestorben." Im letzten ärztlichen Bulletin war von einer "neuen, schweren Infektion" und einer "intensiven" Chemotherapie die Rede gewesen.

Schon vor gut drei Wochen, als der selbst ernannte "Führer des Sozialismus des 21. Jahrhunderts" nach einer Krebs-Behandlung in einer kubanischen Klinik nach Caracas zurückgekehrt war, gab es Gerüchte, wonach Chávez dem Tod näher sei als dem Leben. Die dreiste Maskerade der Regierung erreichte ihren Höhepunkt, als der im Oktober an die Spitze des Staates wiedergewählte Chávez nicht einmal an seiner eigenen Vereidigung teilnehmen konnte. Dabei hatte er im Wahlkampf noch getönt, er habe den Krebs besiegt.

Seine Anhänger feierten diese Heilung wie eine göttliche Fügung. Mit dem Tod des "Comandante" werden in Venezuela nun Neuwahlen fällig, die laut Verfassung binnen 30 Tagen abgehalten werden müssen. Hinter den Kulissen tobt bereits der Machtkampf. Die regierenden Sozialisten wollen Vize-Präsident Nicolás Maduro, Wunschkandidat von Chávez, auf den Schild heben. Im Verbreiten von Verschwörungstheorien zeigte sich Maduro schon ähnlich talentiert wie sein Vorgänger: Die USA und andere Feinde des Regimes hätten dem Staatschef den Krebs eingeimpft, mutmaßte er gestern.

Auch Parlamentspräsident Cabello werden Ambitionen nachgesagt. Der ist in den vergangenen 13 Jahren vor allem durch eins aufgefallen: Er hat rücksichtslos Kasse gemacht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort