Röttgen muss um Wahlkreis bangen

Siegburg Norbert Röttgen hat sich in den österreichischen Bergen vom Stress der vergangenen Monate erholt. Er wirkt gut gelaunt, als er gestern Fragen zu seiner politischen Zukunft beantwortet: Selbstverständlich werde er in seinem Heimatwahlkreis erneut für den Deutschen Bundestag kandidieren. Das habe er ja schon mehrfach erklärt. Im Mai hatte der Politiker als Spitzenkandidat der CDU das schlechteste Ergebnis der Union bei NRW-Landtagswahlen erzielt: 26,3 Prozent. Zwei Wochen später entließ ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel auch als Bundesumweltminister. Röttgen blieb "einfacher" Bundestagsabgeordneter.

Bei der letzten Kandidatenaufstellung im Februar 2009 hatte Röttgen im Wahlkreis 99 (Rhein-Sieg-Kreis II) keinen Mitbewerber gehabt. Ob das so bleibt, ist ungewiss. Teile der Basis lasteten Röttgen "Fehler im Wahlkampf" an, räumt Frederik Tewes, Sprecher der CDU Rhein-Sieg, ein. Eine "gewisse Unruhe" sei nicht zu leugnen. "Ich wünsche mir jedoch, dass Norbert Röttgen unser Bundestagskandidat bleibt", sagt Tewes.

Ursprünglich sollte die Kandidatenkür schon im Oktober stattfinden. Doch dann wurde der Termin verschoben. "Derzeit steht kein Termin für die Nominierung der Bundestagskandidaten fest", stellt Kreisgeschäftsführer Hans-Joachim Henke fest. Will man Röttgen mehr Zeit geben, um die Wahlschmach vergessen zu machen?

Noch traut sich kein Gegenkandidat aus der Deckung. Bewerbungen seien grundsätzlich "auch auf den Aufstellungsveranstaltungen selbst möglich", erläutert der Kreisgeschäftsführer. Die Eigendynamik, die sich bei solchen Terminen mitunter entwickelt, kann für überraschende Ergebnisse sorgen. In der Düsseldorfer Landtagsfraktion sehen ehemalige Röttgen-Unterstützer die Situation daher mit Sorge. Eine Gegenkandidatur könne durchaus aussichtsreich sein, heißt es. Zwar habe Röttgen auch zu seiner Zeit als CDU-Hoffnungsträger und vielbeschäftigter Bundesumweltminister die Wahlkreisarbeit nie links liegen lassen. Aber die Umstände der missglückten Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl seien eben ein großer Malus.

Hinzu kommt, dass der Wahlkreis hochattraktiv ist. Wer dort für die CDU antritt, hat sein Mandat in Berlin so gut wie sicher. Röttgen sieht selbst keinen Grund, sich zur Frage möglicher Gegenkandidaten zu äußern. Alles sei in Ordnung, versichert der Politiker und bekräftigt: "Das Thema ist nicht existent."

Internet Diese Patzer ließen Röttgen scheitern: www.rp-online.de/politik

(RP)
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