Ziel: Bessere Zusammenarbeit der Forscher NRW will Spitzenplatz bei Stammzellenforschung

Düsseldorf (rpo). NRW will nach der positiven Entscheidung des Bundestags zur Stammzellenforschung einen Spitzenplatz auf diesem Forschungsfeld besetzen. Laut Wissenschaftsministerin Gabriele Behler (SPD) soll dieses Ziel durch eine bessere Zusammenarbeit der Forscher erreicht werden.

Sie stellte am Freitag ein "Kompetenznetzwerk Stammzellenforschung" vor, das die einzelnen Forschungsvorhaben enger miteinander verzahnen und gleichzeitig für öffentliche Kontrolle sorgen soll. Durch eine engere Kooperation sollen die Forscher besseren Zugang zu Fördergeldern der Europäischen Union erhalten.

Nach Behlers Angaben gibt es an den Hochschulen in Nordrhein- Westfalen 70 Projekte zur Stammzellenforschung. Mit embryonalen Stammzellen wollen derzeit aber nur zwei Forscher arbeiten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte am Donnerstag einen Antrag des Bonner Forschers Prof. Oliver Brüstle unter Auflagen genehmigt. Brüstle will mit humanen embryonalen Stammzellen arbeiten, die er aus dem israelischen Haifa beziehen will.

Die EU werde in den nächsten vier Jahren 25,8 Milliarden Euro (50, Mrd Mark) für Forschungsprogramme bereitstellen, sagte Behler. Ein großer Teil dieses Geldes solle in die so genannten Lebenswissenschaften fließen. Da die EU keine Projekte einzelner Forscher mehr fördern werde, sondern größere Vorhaben, sei eine enge Zusammenarbeit der Wissenschaftler notwendig. Um dies zu erreichen, werde eine zentrale Koordinierungsstelle eingerichtet. "Unser Ziel ist es, die führende Position von Nordrhein-Westfalen im Bereich der Biotechnologie zu sichern und auszubauen", betonte die Ministerin.

FDP-Fraktionschef Jürgen Möllemann forderte Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) auf, im Landtag eine Regierungserklärung zur Stammzellenforschung abzugeben. Sollte die Erklärung Clements wegen der großen Meinungsunterschiede zwischen SPD und Grünen unterbleiben, werde die FDP einen eigenen Antrag zur Unterstützung des Bonner Forschungsprojekts einbringen. Im vergangenen Sommer hatten SPD und FDP gemeinsam für die Stammzellenforschung gestimmt.

Mit der Entscheidung des Bundestages sei die Debatte über das Für und Wider der Stammzellenforschung nicht beendet, sagte Behler. Die Forschung in einem so sensiblen Bereich brauche aber einen breiten gesellschaftlich Rückhalt. Um dies zu erreichen, werde im Netzwerk auch ein ethisch-rechtlicher Forschungsbereich aufgebaut. Die Biowissenschaftler müssten ihre Erkenntnisse und Pläne von Philosophen, Juristen, Sozialwissenschaftlern und Theologen beleuchten lassen. Ein Beirat mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens solle für die notwendige gesellschaftliche Kontrolle und Akzeptanz sorgen.

Die CDU befürchtet zu viel Bürokratie durch das neue Netzwerk. "Die geplanten Arbeitskreise, Kommissionen, Beiräte bedeuten ein Mehr an Verwaltungsaufwand. Gremien garantieren nicht den Fortschritt der Wissenschaft", sagte der wissenschaftspolitische Sprecher der CDU- Landtagsfraktion, Manfred Kuhmichel.

Behler warnte vor zu hoch geschraubten Erwartungen an die Stammzellforschung. "Entgegen den oft sehr direkten und unmittelbaren Heilserwartungen geht es noch immer um Grundlagenforschung", sagte sie.

(RPO Archiv)
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