Kriminalität im Internet nimmt dramatisch zu

Wissen, Kontakt, Unterhaltung – alles ist im Internet nur ein paar Klicks entfernt. Aber auch die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden. Vor einer "ungebrochenen Dynamik" bei der Internet-Kriminalität warnte gestern Jörg Ziercke, Chef des Bundeskriminalamts (BKA). Schon im vergangenen Jahr seien Attacken auf den digitalen Zahlungsverkehr um 68 Prozent gestiegen; dieses Jahr werde die Zahl der Fälle vermutlich um weitere 70 Prozent steigen – mit dramatisch wachsenden finanziellen Auswirkungen: Der durchschnittliche Schaden sei von 3500 auf 5000 Euro gestiegen. Zweistellige Millionen-Beträge werden so abgezockt.

Die "Untergrund-Wirtschaft" ist nach Schätzungen des BKA in Deutschland auf einen rund tausendköpfigen Täterkreis gewachsen. Dieser nutzt immer ungenierter sogenannte "Zombie-PCs", also gewöhnliche Computer normaler Bürger, die aber insgeheim infiziert wurden und ferngesteuert in riesigen "Bot-Netzen" zu Massenattacken missbraucht würden.

So gebe es nun die Internet-Schutzgelderpressung: Kriminelle verlangen von Online-Kaufleuten Geld, damit sie weiter Geschäfte im Internet machen können. Verweigerten diese Zahlungen, würden ihre Systeme durch Massenangriffe lahmgelegt. So geschehen mit einem Internet-Wettbüro, das 30 000 fremdgesteuerte Angriffe gerade noch meistern konnte, bei 200 000 Attacken aber erledigt war.

Nachhaltig ermahnte Ziercke die Politik, das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung anzupacken. Derzeit könne vieles nicht aufgeklärt werden. Unter 1000 Verdächtigen hätten vor dem Stopp der Speicherung mehr als 800 ermittelt werden können, jetzt seien es noch sieben.

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