"Al-Aksa-Brigaden" haben Verantwortung übernommen Kibbuz-Anschlag: Israel plant massive Vergeltung

Jerusalem/Ramallah (rpo). Nach dem blutigen Anschlag auf einen Kibbuz, bei dem fünf Menschen ermordet wurden, hat Israel massive Vergeltung angedroht. Zu dem Anschlag hatte sich die "Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden" bekannt. Diese sind der bewaffnete Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat.

Ein bewaffneter Palästinenser war zuvor in den Kibbuz Metzer im Norden Israels eingedrungen und hatte dort unter anderem eine Mutter und ihre beiden vier und fünf Jahre alten Söhne erschossen. Sowohl Arafat als auch die Autonomiebehörde verurteilten das Attentat.

Arafat sagte, man nehme den Vorfall sehr ernst. Es werde ein Untersuchungskomitee eingerichtet. Man werde den Angreifer zur Rechenschaft ziehen. Zugleich wies die Autonomiebehörde darauf hin, dass Israel mit der anhaltenden Besetzung und Zerstörung in den Palästinensergebieten nie die gewünschte Sicherheit erhalten werde.

Nach dem Attentat am Sonntagabend vereinbarten der neue Verteidigungsminister Schaul Mofas und die Armeespitze eine harte Reaktion. Wie der israelische Rundfunk weiter berichtete, werde der Vergeltungsschlag noch mit Regierungschef Ariel Scharon besprochen.

Ein palästinensischer Attentäter hatte im Kibbutz Metzer zuerst einen Mann und eine Frau in der Nähe des gemeinschaftlichen Speisesaales erschossen. Danach trat er die Tür eines Hauses ein und erschoss eine Mutter und ihre beiden Söhne. Nach Polizeiangaben hatte die Mutter noch versucht, sich mit ihrem Körper schützend über die beiden im Bett liegenden Kinder zu werfen. Trotz eines Großaufgebotes von Polizei und Sicherheitskräften gelang dem Attentäter die Flucht.

In dem 1953 gegründeten Kibbuz an der grünen Grenze zu den Palästinensergebieten hatten sich zuerst Immigranten aus Lateinamerika angesiedelt. Der Kibbuz pflegte gute und enge Kontakte zu den arabischen Nachbardörfern.

Nach dem Anschlag griffen israelische Kampfhubschrauber in der Nacht zum Montag ein Gebäude in der Stadt Gaza mit Raketen an. Nach israelischen Angaben handelte es sich um eine Fabrik zur Herstellung von Mörsergranaten. Dabei wurden drei Palästinenser leicht verletzt.

Vor dem Hintergrund der neuen Gewalt wurde Nahost-Beauftragte der US-Regierung, David Satterfield, am Montag in Israel erwartet. Nach israelischen Presseberichten will Satterfield mit der israelischen Führung über die humanitäre Lage der Palästinenser und sowie über die Freigabe von rund zwei Milliarden Schekel (425 Millionen Euro) Steuergelder sprechen, die Israel den Palästinensern bislang vorenthält. Bei Gesprächen mit der Palästinenserführung wolle Satterfield erneut deutlich machen, dass eine verbesserte Sicherheitheitslage notwendig für jede Art von diplomatischen Fortschritten ist.

Nach Vorstellungen der israelischen Regierung soll das Geld nicht direkt an die Autonomiebehörde überwiesen werden. Statt dessen solle ein Gremium von US-amerikanischen und europäischen Wirtschaftsprüfern künftig das gesamte Budget der Palästinenser verwalten, schreibt die Tageszeitung "Haaretz". Israel wolle damit verhindern, dass freigegebene Finanzmittel in das terroristische Netzwerk fließen.

Ein parlamentarischer Ausschuss setzte unterdessen am Montag den 28. Januar als Datum für die Wahlen fest. Scharon hatte vergangene Woche vorgeschlagen, die Parlamentswahlen noch früher abzuhalten. Der Premier hatte am vergangenen Dienstag nur eine Woche nach dem Zusammenbruch seiner großen Koalition überraschend Neuwahlen ausgeschrieben. Die beiden größten Fraktionen, die Arbeitspartei und der Likud, müssen vor den Wahlen noch ihre Spitzenkandidaten küren.

Zwei Jahre alter Junge von israelischen Truppen getötet

Israelische Truppen haben am Montagabend einen zwei Jahre alten Jungen im südlichen Gazastreifen getötet. Nach palästinensischen Angaben eröffneten Soldaten in einer jüdischen Siedlung plötzlich das Feuer auf ein nahe liegendes Wohngebiet der Stadt Rafah. Dabei wurden drei Zivilisten getroffen, unter ihnen der zwei Jahre alte Nafez Meshaal.

Am Montag war auch der acht Jahre alte Mohamed Abu Nadscha in einem Krankenhaus in der Stadt Gaza gestorben. Er war am 17. Oktober in Rafah verletzt worden, nachdem israelische Soldaten auf ein Wohngebiet in Rafah geschossen hatten.

(RPO Archiv)
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