Persönlich Ingrid Betancourt ... will nicht nach Kolumbien zurück

Sie war 2002 kolumbianische Präsidentschaftskandidatin und wurde von der Farc-Guerilla als Geisel genommen. Die Rebellen-Gruppe führt seit 1964 einen bewaffneten Kampf gegen den Staat Kolumbien. Nach sechs Jahren wurde Ingrid Betancourt im Juli 2008 mit weiteren Geiseln aus der Gefangenschaft befreit.

Inzwischen lebt die Mutter zweier Kinder in Oxford, wo sie nach eigenen Angaben eine Doktorarbeit über die Befreiungstheologie schreibt. Ihr Glaube an Gott sei ihr auch in der Geiselhaft eine Hilfe gewesen, ohne die sie eventuell nicht überlebt hätte, betonte die 52-Jährige immer wieder. "Die Hölle ist das Unvermögen, mit Gott zu sprechen. Ich habe einiges Schlimmes erlebt, aber ich hatte Engel", sagte die ehemalige Politikerin jetzt in einem Interview der Zeitung "El Espectador".

Die in Frankreich aufgewachsene Politikwissenschaftlerin war 1989 in ihre Heimat zurückgekehrt. Anlass dazu gab ihr der Mord an dem Politiker Luis Carlos Galán. Der hatte dem kolumbianischen Drogenkartell den Kampf angesagt. 1994 bekam Betancourt ein Mandat im Parlament. Sie war mit dem Versprechen, gegen die Korruption zu kämpfen, zur Wahl angetreten. Heute, sechs Jahre nach dem Ende ihrer Entführung, will Betancourt nicht nach Kolumbien zurückkehren. "Die Politik war für mich ein Leidensweg, unabhängig von der Entführung", sagte Betancourt. Ein weiterer Grund dürfte die Kritik an ihr sein, die es in Kolumbien immer wieder gibt - zuletzt wegen der acht Millionen US-Dollar (sechs Millionen Euro) Entschädigung, die Betancourt für ihre Entführung gefordert haben soll. Ehemalige Weggefährten hätten den Kolumbianern weisgemacht, dass sie kein Recht auf eine Entschädigung habe, weil sie ihre Entführung gewollt habe, sagte Betancourt. Sie hatte 2002 Friedensgespräche mit der verachteten Farc geführt. Wenige Tage darauf entführten die Rebellen die Präsidentschaftskandidatin.

(RP)
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