Der designierte Bundespräsident besucht Fraktionen Gauck will Integration zu Schwerpunkt machen

Der designierte Bundespräsident Joachim Gauck will die Bemühungen seines Vorgängers Christian Wulff um eine bessere Integration von Zuwanderern weiterführen. Als Vorbild sieht der Theologe dabei die USA.

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Foto: dpa, Bernd Wüstneck

"Die Politik von Wulff werde ich fortsetzen, mit meinen Worten", sagte Gauck nach Angaben von Teilnehmern am Dienstagabend bei einem Besuch in der FDP-Fraktion. Bei einem Gespräch mit den SPD-Abgeordneten betonte der 72-Jährige, das Thema Integration solle einen Schwerpunkt seiner Arbeit als Staatsoberhaupt bilden. In diesem Zusammenhang verwies er auf die USA, wo sich Einwanderer nach relativ kurzer Zeit als Amerikaner fühlten. Für eine ähnliche "Willkommenskultur" wolle er sich in Deutschland einsetzen.

Für Wulff war der Zusammenhalt der Gesellschaft das Hauptthema seiner gut eineinhalbjährigen Amtszeit. Bei Migrantenverbänden genoss er deswegen hohes Ansehen. Hingegen hatte Gauck etwa bei der Türkischen Gemeinde in Deutschland Irritationen ausgelöst, weil er den wegen umstrittener Thesen über Ausländer kritisierten ehemaligen Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin gelobt hatte.

Allerdings hatte er nicht dessen Thesen unterstützt, sondern ihn 2010 in einem Interview lediglich Mut attestiert, dass er das Tabuthema misslungene Integration angesprochen habe. In der SPD-Fraktion versicherte Gauck nach Angaben von Teilnehmern, er teile nicht die als ausländerfeindlich kritisierten Äußerungen Sarrazins.

Zugleich betonte Gauck bei einer Vorstellungsrunde in der Unions-Fraktion die Gemeinsamkeiten mit CDU und CSU. Auch die Union habe die Idee der Freiheit nie dem Zeitgeist geopfert, sagte er dort nach Teilnehmerangaben. Zwischen ihm und der Union gebe es keine große Distanz. CDU-Chefin Angela Merkel hatte sich bis zuletzt gegen die Nominierung Gaucks gewehrt und sich schließlich dem Druck der FDP gebeugt. "Ich habe sehr deutlich gesagt, welchen Werten ich mich verpflichtet fühle und welche Kultur im Land ich befördern will", sagte der ostdeutsche Theologe nach der Visite.

Auch vor den Abgeordneten von FDP, SPD und Grünen erläuterte der Kandidat sein Verständnis von Freiheit und Verantwortung. "Freiheit ist immer Freiheit für etwas und zu etwas. Die Freiheit der Erwachsenen bedeutet Verantwortung", wurde der Theologe aus der FDP-Sitzung zitiert. Er wolle die schöpferischen Kräfte der Bevölkerung aktivieren.

Am Dienstag nächster Woche wird der Kandidat von Union, FDP, SPD und Grünen in der Fraktion der Linkspartei erwartet. Die Linke hat mit der Nazijägerin Beate Klarsfeld eine Gegenkandidatin nominiert. Der neue Bundespräsident wird am 18. März von der Bundesversammlung gewählt.

(REU)
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