Bundespräsidentenkandidatin der Linken Nazi-Jägerin Klarsfeld tritt gegen Gauck an

Berlin · Nun also doch Beate Klarsfeld: Die Linke hat lange gezögert, die 73-jährige Nazi-Jägerin in die Bundespräsidentenwahl zu schicken. Der geschäftsführende Parteivorstand nominierte die 73-Jährige am Montag einstimmig.

 Beate Klarsfeld soll nach dem Willen der Linken bei der Bundespräsidentenwahl gegen Joachim Gauck antreten.

Beate Klarsfeld soll nach dem Willen der Linken bei der Bundespräsidentenwahl gegen Joachim Gauck antreten.

Foto: dpa, Karlheinz Schindler

Die Linke-Spitze schickt die Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld bei der Bundespräsidentenwahl gegen Joachim Gauck ins Rennen. Der Vorstand hat dies am Montag in Berlin einstimmig beschlossen, wie die Nachrichtenagentur dapd aus der Parteispitze erfuhr.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Linke von der Suche nach einem Konsens-Kandidaten ausgeschlossen. Daraufhin hatte sich die Partei in der vergangenen Woche entschieden, einen eigenen Kandidaten zu nominieren. Eine Spitzenrunde konnte sich am vergangenen Donnerstag aber noch nicht zwischen Klarsfeld, Jochimsen und Butterwegge entscheiden.

Der CDU-Politiker Peter Hintze hat die Kür eines Kandidaten der Linkspartei scharf kritisiert. Diese mache "den destruktiven Charakter" der Partei deutlich, sagte Hintze am Montag vor einer CDU-Vorstandssitzung in Berlin. "Ich glaube diese Partei spielt keine große Rolle mehr", erklärte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.

Berühmt durch eine Ohrfeige

Die 73-Jährige Klarsfeld war von Parteichefin Gesine Lötzsch ins Gespräch gebracht worden. Berühmt wurde die in Paris lebende Deutsch-Französin durch eine Ohrfeige. 1968 schlug sie Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger auf einem CDU-Parteitag wegen seiner NSDAP-Vergangenheit ins Gesicht und beschimpfte ihn als Nazi. Später bemühte sie sich zusammen mit ihrem Mann Serge Klarsfeld um die Auslieferung von Nazi-Verbrechern wie den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie.

Der Kölner Professor Butterwegge hatte kurz vor der entscheidenden Sitzung am Montag mit der Begründung abgesagt, er wolle nicht gegen zwei so honorige Persönlichkeiten in eine Kampfabstimmung gehen. Die frühere Fernsehjournalistin Jochimsen war bereits 2010 Kandidatin der Linken bei der Bundespräsidentenwahl. Die 75-Jährige war bei der jetzigen Kandidatensuche überraschend erneut in die Endauswahl gekommen. Sie hatte sich zuvor für einen Boykott der Bundesversammlung ausgesprochen, weil die Linke aus der Suche nach einem Konsenskandidaten ausgeschlossen wurde.

Für einen Boykott plädierte auch der thüringische Linksfraktionschef Bodo Ramelow in der Online-Ausgabe der "Mitteldeutschen Zeitung". "Wenn ich zu entscheiden hätte, dann würde ich sagen, wir nehmen an der Abstimmung nicht teil und versammeln uns stattdessen vor dem Reichstag." Damit würde die Linke zeigen, "dass wir die 19 Prozent der Bevölkerung, die sich laut Umfragen durch die Nominierung Joachim Gaucks missachtet fühlen, ernst nehmen". Denn Gauck sei ein "Pastor des kalten Herzens", was sich unter anderem in seinen sozialpolitischen Auffassungen zeige.

(dpa)
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