Die Bahn zwischen Profit und Politik

Von ihrem langen Weg in die Privatisierung hat die Bahn etwa die Hälfte geschafft. An diesem Punkt muss sie gerade das Schlechte aus beiden Welten verkraften: Die Politik schaufelt dem Noch-Staatskonzern mit der neuen Fernbus-Konkurrenz und anderen Maßnahmen haufenweise Konkurrenz vor die Füße, damit er sich an die raue Wettbewerbs-Zukunft gewöhnt. Gleichzeitig soll die Bahn der Politik milliardenschwere Gewinne abliefern, die ihr dann für die Sanierung der Gleise fehlen. Und in jedem Dorf gibt es einen Bürgermeister, der dem Noch-Staatskonzern vorschreiben will, wie der Bahnhof auszusehen hat.

Die Bahn macht auch eigene Fehler: Von ihren millionenschweren Qualitätsoffensiven merkt niemand was. Die Fahrkartenautomaten sind eine Zumutung. Und warum die hässlichen Bord-Bistros den Speisewagen verdrängen, versteht auch kein Mensch. Aber unter dem Strich liefert die Bahn trotzdem ein gutes Produkt. Die Minutenzählerei bei den Verspätungen steht in keinem Verhältnis zu den jährlich über 200 000 Staukilometern auf NRW-Autobahnen. 2013 hatte die Bahn erstmals über zwei Milliarden Fahrgäste - 42 Millionen mehr als im Vorjahr. Offensichtlich fahren wir doch ganz gerne Bahn.

(RP)
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