Persönlich Charles Koch . . . startet einen Parallelwahlkampf

Charles Koch ist reich, steinreich sogar. Gemeinsam mit seinem Bruder David (76) gehört dem 80-Jährigen das zweitgrößte private Unternehmen der USA, Koch Industries. Der Konzern mit Sitz in Wichita im US-Bundesstaat Kansas besitzt Raffinerien und Pipelines, produziert Dünger und betreibt Sägewerke. Das Privatvermögen der Koch-Brüder wird auf 80 Milliarden US-Dollar geschätzt. Einige Millionen davon will Charles jetzt in eine TV-Kampagne stecken. Die Spots solen für eine Überwindung der sozialen Spaltung in den USA werben.

Man muss sagen, dass die Kochs bisher nicht gerade als Vorkämpfer gegen die soziale Schieflage in ihrem Land aufgefallen sind. Bisher engagierten sich die Industriellen eher für Steuersenkungen, Deregulierung und generell einen Rückzug des Staates. Dafür lenkten sie Hunderte Millionen Dollar in die Wahlkampagnen konservativer und wirtschaftsliberaler Politiker. So gelten die Kochs als wichtigste Finanziers der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung.

Auch in den laufenden US-Vorwahlkampf haben Charles und David wieder viel Geld investiert. Allerdings mit geringer Rendite: Mit Donald Trump, der bei den Republikanern das Rennen machen wird, haben sie sich überworfen. Trump verhöhnte die Kochs sogar öffentlich. Vielleicht zeigte sich Charles Koch deswegen jetzt zutiefst angewidert vom Wahlkampf. Trump und die Demokratin Hillary Clinton stünden für die schlimmste Art der personalisierten Politik, sagte er. Dem wolle er jetzt ein Signal gegen die Spaltung der Gesellschaft entgegensetzen, begründete Koch seinen TV-Parallelwahlkampf .

Dass der Strippenzieher in die Öffentlichkeit drängt, ist neu. Ihr Unternehmen, das Charles und David gemeinsam mit zwei weiteren Brüdern 1967 geerbt hatten, ist nicht an der Börse notiert und war vielen Amerikanern unbekannt, bis Charles zu Jahresbeginn erstmals Werbespots schalten ließ, diesmal für seine Firma: "Wir sind Koch".

(RP)
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