London Britische EU-Hasser holen Sitz im Unterhaus

London · Die Ergebnisse zweier Nachwahlen machen den etablierten Parteien in Großbritannien Angst.

Durchbruch für die Außenseiter: Die rechtspopulistische und europafeindliche "United Kingdom Independence Party" (Ukip) hat erstmals einen Sitz im britischen Parlament errungen. Ukip-Kandidat Douglas Carswell setzte sich bei einer Nachwahl im Badeort Clacton mit 60 Prozent der Stimmen gegen die Rivalen von Konservativer und Labour-Partei durch.

Der 43-jährige Carswell war vor Kurzem aus der konservativen Tory-Partei von Premierminister David Cameron ausgetreten und zur Ukip übergelaufen. Die erneute Wahl wurde erforderlich, weil er sein Mandat niedergelegt hatte. Bei einer zweiten Nachwahl im Norden Englands kam ein Ukip-Kandidat auf 39 Prozent der Stimmen. Sollte die Partei bei den Unterhaus-Wahlen im Mai 2015 ähnlich gut abschneiden, könnte das die Konservativen die Macht kosten.

Die 1993 gegründete Ukip hat inzwischen mehr als 30 000 Mitglieder. Lange Zeit eine Partei rechts der konservativen Tories, bekommt Ukip zunehmend auch Stimmen von Mitte-links-Wählern. Mit ihrem Vorsitzenden Nigel Farage positioniert sie sich als Anti-Establishment-Partei. Wichtigster Programmpunkt ist der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. "Die Leute wollen einen Wechsel, sie haben genug von den Karriere-Politikern in den drei anderen Parteien. Unsere Kandidaten bringen Integrität und Ehrlichkeit zurück in die Politik. Die Leute mögen das", sagte Farage.

Der Sieg in Clacton war erwartet worden, das Abschneiden im nordenglischen Heywood allerdings nicht. Farage bezeichnete das dortige Ergebnis als "noch bedeutender", weil es demonstriere, dass seine Partei jetzt auch in einigen Städten im Norden die größte Opposition zur Labour-Partei darstelle. Tatsächlich kann Ukip mit ihrer scharfen Anti-Einwanderungs-Rhetorik viele Wähler in der Arbeiterklasse ansprechen, die von den Folgen der Globalisierung schwer verunsichert sind. Labour-Chef Ed Miliband akzeptierte, dass seine Partei jetzt in ihren traditionellen Hochburgen vor eine Herausforderung gestellt ist: "Es wird von unserer Seite kein bisschen Gleichgültigkeit geben, wenn wir künftig all jene Wähler erreichen wollen, die nicht mehr für Labour oder gar nicht abgestimmt haben."

Mit dem Nachwahl-Erfolg der Ukip könnte der Druck auf Cameron steigen, einen eurokritischeren Kurs einzuschlagen. Er will in drei Jahren das Volk über den Verbleib Großbritanniens in der EU abstimmen lassen. Vorher will er versuchen, mit der EU über die Bedingungen der Mitgliedschaft zu verhandeln. Dies wird auch in seiner Partei als wenig aussichtsreich angesehen.

(RP)
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