Kabinettstisch von Angela Merkel Bernd Neumann nimmt als Minister Abschied

Noch hat das große Stühlerücken am künftigen Kabinettstisch von Angela Merkel nicht begonnen, da kam gestern die erste Absage: Bernd Neumann, seit 2005 sogenannter Staatsminister für Kultur und Medien, wird für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stehen. Aus Krankheitsgründen, wie der 71-jährige CDU-Politiker verlauten ließ. Man ahnt oder fürchtet zumindest, was das heißt. Größere Wellen hat dieser Zwischenruf im Berliner Getöse kaum geschlagen; der Politikbetrieb hat allenfalls kurz den Atem angehalten.

Kabinettstisch von Angela Merkel: Bernd Neumann nimmt als Minister Abschied
Foto: dpa, Hugo Delgado

Das ist bezeichnend für den Stellenwert der Kultur in der Berliner Politik und typisch auch für einen Mann, der kein Freund lauter Töne und großer Visionen ist. Im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger wie Michael Naumann etwa, wie dem Philosophen Julian Nida-Rümeln und Christina Weiss, die — obgleich sie zuvor Kultursenatorin war — nie so recht warm wurde mit dem Betrieb. Neumann ist in dieser Reihe der Bürokrat, manche nennen ihn auch einen Macher, der sich in der Politik und ihren Spielregeln bestens auskennt.

Mag sein, dass der stets fein gekleidete und sehr braun gebrannte Westpreuße einigen Kulturschaffenden suspekt gewesen ist. Profitiert aber haben sie von seinem Wirken wie unter keinem seiner Vorgänger. So konnte er den Kulturetat um immerhin 21 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro anheben, er hat den Bau des Berliner Schlosses vorangetrieben und insbesondere den Film unterstützt — nachhaltig mit dem Filmförderfonds. Mitunter hat er aktuell gewirkt und zuletzt vor knapp zwei Jahren den Ägyptern zu verstehen gegeben, dass sie keinerlei Rechtsansprüche auf die Büste der Nofretete hätten.

Kultur ist in Deutschland traditionell Sache der Länder. Bernd Neumann hat sie zu einem auch bundespolitischen Anliegen werden lassen. Die "Personalie" vom gestrigen Tag ist eine stille — und bedenkliche.

(RP)
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