In Pakistan mit Todesstrafe bedroht Christin Asia Bibi endgültig vom Vorwurf der Gotteslästerung freigesprochen

Islamabad · Acht Jahre saß die Christin Asia Bibi in Pakistan im Gefängnis, nachdem sie wegen Blasphemie zum Tod verurteilt worden war. Nun ist sie jedoch endgültig freigesprochen worden. Islamisten kündigten Proteste an.

 Asia Bibi im Gefängnis (Archiv).

Asia Bibi im Gefängnis (Archiv).

Foto: dpa

Die vom Vorwurf der der Gotteslästerung freigesprochene Christin Asia Bibi kann Pakistan verlassen. Das Oberste Gericht Pakistans bestätigte am Dienstag seinen Freispruch für Bibi und erklärte, die Argumente des Einspruchs gegen das Urteil hätten nicht überzeugt. Bibi reagierte überglücklich. Sie hat erklärt, dass sie nach Kanada wolle, wo ihre Töchter Asyl erhalten haben.

Bibi war 2009 nach einem Streit mit zwei muslimischen Kolleginnen verhaftet und 2010 wegen Blasphemie zum Tode verurteilt worden. Nach acht Jahren in der Todeszelle sprach das Oberste Gericht Bibi am 31. Oktober frei. Wütende Islamisten bedrohten die Richter und Bibis Anwalt Saiful Malook mit dem Tod. Malook floh ins Ausland und erwog, nach Deutschland zu gehen, wo seine verstorbene Frau herstammte, wie er sagte. Nach teilweise gewalttätigen Protesten sagte die Regierung zunächst zu, Bibi nicht ausreisen zu lassen, bis der Fall noch einmal geprüft sei. Seither befand sich die Katholikin an einem geheimen Ort.

Der Oberste Richter Asif Saeed Khan Khosa sagte, Bibis Ankläger hätten Meineide geschworen. Wenn der Fall nicht so sensibel wäre, müssten sie lebenslang hinter Gitter. „Das Bild des Islams, das wir der Welt zeigen, macht mich traurig und betrübt“, sagte er.

Bibi erfuhr am Fernseher von ihrem endgültigen Freispruch. „Ich bin wirklich jedermann dankbar. Jetzt, nach neun Jahren ist bestätigt, dass ich frei bin und meine Töchter umarmen werde“, sagte sie, wie ein Freund der Nachrichtenagentur AP berichtete.

Anwalt Malook war für den Gerichtstermin am Dienstag nach Pakistan zurückgekehrt. Die Entscheidung der Richter sei ein Sieg für Verfassung und Rechtsstaat, sagte er. Sie hätten darauf bestanden, dass der Vorwurf der Gotteslästerung genau belegt werden müsse.

Auf Gotteslästerung im Sinne der islamischen Religion steht in Pakistan die Todesstrafe. Oft führen aber schon bloße Gerüchte, jemand habe Blasphemie begangen, zu Lynchjustiz. Dies bedroht nicht nur Christen, sondern auch schiitische Muslime. Ein Gouverneur, der sich für Bibi eingesetzt und das Blasphemiegesetz in Frage gestellt hatte, wurde ermordet.

Der stellvertretende Chef der islamistisch-dschihadistischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan, Mohammad Shafiq Amini, rief Unterstützer am Dienstag zu landesweiten Demonstrationen gegen die Freilassung Bibis auf.

Amini nannte den Freispruch „grausam und ungerecht“. Muslime sollten sich schämen, weil Bibi nicht hingerichtet werde. Sie sollten den Propheten Mohammed um Vergebung bitten, „dass wir nichts tun konnten und Gotteslästerer am Leben sind“. Die Parteiunterstützer rief er dazu auf, die Gefängnisse in ganz Pakistan zu füllen, indem sie sich wegen der Proteste festnehmen lassen.

(hebu/dpa/AP)
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