US-Wahlkampf Powell macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl

Washington (RPO). George W. Bushs ehemaliger Außenminister Colin Powell unterstützt Barack Obama. Für den demokratischen Bewerber für das Weiße Haus ist es ein großer Coup. Powell gilt als langjähriger Freund McCains. Nun rückt er von ihm ab. Dafür hat er handfeste Gründe. Der Krawall-Wahlkampf McCains hat Powell nachhaltig verschreckt.

Obamas Weg zur US-Präsidentschaft
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Foto: AP

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama zeigte sich angesichts der Unterstützung durch den republikanischen Ex-Außenminister Colin Powell "geehrt". Das teilte Obamas Kampagnen-Sprecher Robert Gibbs nach einem zehnminütigen Telefonat Obamas mit Powell mit.

Powell hatte zuvor in einem TV-Interview erklärt, er werde Obama seine Stimme geben. Dieser habe das Format, neuer Präsident zu werden, denn er könne andere inspirieren. Obamas Wahl würde "nicht nur unser Land begeistern, sie würde die Welt begeistern", sagte Powell. Zugleich zeigte er sich besorgt über den Rechtsruck in seiner Partei. McCain reagierte darauf gelassen.

"Wir brauchen einen Präsidenten, der einen Generationenwechsel darstellt", sagte Powell. Es falle ihm nicht leicht seinen langjährigen Freund McCain zu enttäuschen. Aber an diesem Wendepunkt der amerikanischen Geschichte sei ein Präsident nötig, der nicht einfach die alten Politikrezepte mit ein paar neuen Aspekten weiterführe.

Seit 25 Jahren befreundet

Powell und McCain sind seit 25 Jahren befreundet. Sowohl Obama als auch McCain seien qualifiziert genug Oberkommandierender der Streitkräfte zu sein, sagte Powell. Obama sei aber besser geeignet, das Ansehen der USA in der Welt wieder zu vergrößern.

Der dunkelhäutige Exgeneral betonte, seine Entscheidung für den ebenfalls dunkelhäutigen Senator aus Illinois habe nichts mit der Hautfarbe zu tun. Wäre dies ein ausschlaggebender Faktor, hätte er sich bereits vor Monaten für Obama aussprechen können, sagte Powell.

Entäuschung über Palin

Powell äußerte Enttäuschung über den negativen Ton in McCains Wahlkampf sowie über seine Entscheidung, Sarah Palin zur Vizepräsidentschaftskandidatin zu machen. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Gouverneurin von Alaska im Bedarfsfall die Präsidentschaft übernehme, sagte Powell. "Ich glaube nicht, dass sie bereit ist, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein."

McCain hatte in seinem Wahlkampf immer wieder versucht, Obama die Kompetenzen als Oberkommandierender abzusprechen. Powell, der bislang stets auf Seiten der Republikaner war, gilt als einer der erfahrensten Außen- und Sicherheitspolitiker und entkräftet dieses Argument damit nochmals. Zuletzt dominierten im Fragen allerdings Wirtschaftsfragen.

Powell warb 2003 als Außenminister im UN-Sicherheitsrat um Unterstützung für den Einmarsch im Irak. Den Auftritt, bei dem Beweise für Massenvernichtungswaffen vorgeführt wurden, die sich später als falsch herausstellten, bezeichnet Powell später als einen seiner größten Fehler. Powell war während des ersten Irak-

Spendenrekord

Barack Obama hat unterdessen einen gigantischen Spendenrekord aufgestellt. Inzwischen sammelte er 605 Millionen US-Dollar - eine Bestmarke, die alles bisher Geschehene in den Schatten stellt. Sein Rivale John McCain bezweifelt, ob dabei alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Zudem bekommt Obama überraschend Unterstützung von George W. Bushs ehemaligen US-Außenminister Colin Powell.

Einschließlich September hat Obama inzwischen 605 Millionen Dollar (450 Millionen Euro) Spenden eingenommen. Im vergangenen Monat allein waren es 150 Millionen Dollar, wie Wahlkampfmanager David Plouffe am Sonntag mitteilte. Damit hat der Senator aus Illinois seinen finanziellen Vorsprung vor dem republikanischen Kandidaten John McCain weiter ausgebaut und kann bis zum Urnengang am 4. November in wahlentscheidenden Staaten deutlich mehr Geld für Werbung ausgeben.

Im September spendeten 632.000 Menschen erstmals für Obamas Wahlkampf, insgesamt waren es damit 3,1 Millionen Unterstützer, wie Plouffe weiter mitteilte. Daher werde die Werbung nun auch im eher konservativen Staat West Virginia ausgebaut. Möglicherweise werde man auch noch in Georgia und North Dakota Fernsehwerbung schalten. Im August hatte Obama mit 65 Millionen Dollar seinen letzten Spendenrekord aufgestellt. Seine Team muss bis Montag einen umfassenden Bericht über den vergangenen Monat bei der Wahlkommission einreichen.

McCain legte am Sonntag nahe, dass es beim hohen Spendenaufkommen Obamas vielleicht nicht mit rechten Dingen zugehe. "Die Geschichte lehrt uns, dass unbegrenzte Geldsummen in politischen Kampagnen zu einem Skandal führen", sagte er im Gespräch mit dem Sender Fox News. McCain hat sich entschlossen, im Herbst die öffentliche Wahlkampffinanzierung in Anspruch zu nehmen, womit er für September und Oktober nur maximal 84 Millionen Dollar zur Verfügung hat. Die republikanische Partei konnte im September indes Spenden in Höhe von 66 Millionen Dollar einsammeln.

(afp2)
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