Auftritt mit grauen Haaren US-Präsident Trump lässt Zweifel an Verbleib im Weißen Haus durchblicken

Washington · Zum ersten Mal seit der Bekanntgabe von Bidens Wahlsieg äußert sich der unterlegene Amtsinhaber Trump öffentlich. Dabei lässt er Zweifel an einem Verbleib im Weißen Haus durchblicken.

 US-Präsident Donald Trump am Freitag (Ortszeit) im Rosengarten des Weißen Hauses.

US-Präsident Donald Trump am Freitag (Ortszeit) im Rosengarten des Weißen Hauses.

Foto: AP/Evan Vucci

US-Präsident Donald Trump hat Zweifel an einem Erfolg der Anfechtungen seiner Niederlage gegen seinen gewählten Nachfolger Joe Biden durchblicken lassen. Mit seiner Regierung werde es keinen landesweiten Lockdown, betonte Trump am Freitag in einer kurzen Stellungnahme zur Corona-Lage in Amerika im Rosengarten des Weißen Hauses. Zugleich deutete er an, dass die Entscheidung darüber bald nicht mehr bei ihm liegen könnte. „Hoffentlich was immer in der Zukunft passiert, wer weiß, welche Regierung es sein wird, ich denke, das wird sich zeigen, aber ich kann Ihnen sagen, dass diese Regierung nicht in den Lockdown gehen wird“, sagte Trump wörtlich. Biden sprach sich bisher nicht für landesweite Sperrmaßnahmen aus, rief Trump aber am Freitag zu einem sofortigen Handeln auf, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Es waren Trumps erste öffentliche Äußerungen, seit seine Niederlage gegen Biden feststeht. Der Amtsinhaber rief die Bürger im Umgang mit Corona zu anhaltender Wachsamkeit auf und versprach, dass schon in wenigen Wochen ein Impfstoff für Risikogruppen bereitstehen werde. Allerdings hat die zuständige Arzneizulassungsbehörde FDA noch keine Notfallzulassung für ein Vakzin genehmigt. Der US-Pharmakonzern Pfizer und die deutsche Firma Biontech, deren Impfstoff nach ihren Angaben gemäß erster Forschungsergebnisse zu mehr als 90 Prozent Schutz vor einer Corona-Infektion bietet, wollen zeitnah einen Antrag stellen.

Trump ergänzte, dass der Staat New York zunächst nicht mit einem womöglich bald verfügbaren Impfstoff beliefert werde. Gouverneur Andrew Cuomo - ein Demokrat - müsse zunächst grünes Licht geben, sagte der Präsident. Damit reagierte er auf Cuomos Ankündigung, dass der Staat New York eine eigene unabhängige Prüfung eines Vakzins vornehmen werde. Hintergrund sind Vorwürfe des Gouverneurs, dass Trump aus politischen Gründen Druck auf Impfstoffhersteller ausübe und dies zulasten der Sicherheit gehen könnte.

US-Gesundheitsexperten befürchten, dass das die USA durch Trumps Weigerung, sich in seiner Corona-Politik in den letzten Monaten seiner Amtszeit mit dem künftigen Präsidenten Biden abzusprechen, im Kampf gegen das Virus zurückgeworfen werden könnten. Selbst die frohe Kunde über Pfizers Entwicklung eines Impfstoffs mit einer potenziell 90-prozentigen Wirkung könne zunichte gemacht werden, wenn Trump nicht beginne, gemeinsam mit dem Biden-Team die genauen Abläufe einer Einführung des Vakzins zu koordinieren, sagte Lawrence Gostin von der Georgetown University.

Der US-Präsident trat mit ungewohnt grauer Haarfarbe vor die Kameras im Rosengarten des Weißen Hauses. Zuschauer fragten sich weltweit, wo auf einmal die blonde Tolle des Republikaners geblieben ist. In den sozialen Netzwerken brach eine Welle von Fragen los, warum sich der 74-Jährige wohl nicht mehr die Haare gefärbt hat.

Eine Antwort gab Trump nach seinem Auftritt am Freitag nicht. Fragen der eingeladenen Journalisten ließ er weder zu diesem noch zu anderen Themen zu.

Am 6. November war der Amtsinhaber bei seinem bislang letzten Pressetermin noch mit deutlich blonder Haarfarbe zu sehen gewesen. Tage danach gab es eine Kranzniederlegung am Tag der Veteranen - bei strömendem Regen auf dem Nationalfriedhof von Arlington schien Trumps Haarfarbe am Mittwoch weniger blond als zuvor, aber nicht so grau wie am Freitag.

„Hat sein Haar die Realität eher erkannt als er selbst?“, fragte eine Twitter-Nutzerin in Anspielung auf Trumps Wahlniederlage und seine wiederholten Vorwürfe, dass es bei der Abstimmung am 3. November nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Der Präsident weigert sich beharrlich, den Wahlsieg seines demokratischen Herausforderers Joe Biden anzuerkennen.

Auch auf Facebook bewegte Trumps Haarfarbe die Gemüter. Dort wurde auch besorgt nach dem Befinden des Wahlverlierers gefragt - und seine Haarfarbe neben der bedrückten Miene und dem langsamem Gang des Präsidenten als weiteres Indiz dafür gewertet, dass ihm die Wahlniederlage offenbar mächtig zu schaffen mache.

(mja/dpa)
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