Militärputsch nach Demokratisierungsprozess Die Geschichte von Myanmar

In Myanmar werden bittere Erinnerungen an die Vergangenheit wach: Nach einem zaghaften Demokratisierungsprozess hat sich das Militär zurück an die Macht geputscht. Ein Überblick über die Geschichte des Landes.

Über Jahrzehnte herrschte die Militärjunta in Myanmar, dann öffnete sich das Land unter dem Einfluss von Aung San Suu Kyi. Ein Überblick:

  • 1948: Das damals als Birma bekannte Land wird unabhängig von britischer Kolonialmacht.
  • 1962: Militärchef Ne Win putscht und regiert das Land über viele Jahre hinweg mit einer Junta.
  • 1988: Aung San Suu Kyi, Tochter eines Unabhängigkeitshelden, kehrt ins Land zurück, als prodemokratische Proteste gegen die Junta ausbrechen. Sicherheitskräfte eröffnen im August das Feuer auf Demonstranten, Hunderte werden getötet.
  • 1989: Die immer lauter werdende Junta-Kritikerin Suu Kyi wird unter Hausarrest gestellt.
  • 1990: Die von Suu Kyi gegründete Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) gewinnt die Wahlen in einem erdrutschartigen Sieg. Aber das Militär weigert sich, die Macht zu übergeben.
  • 1991: Für ihren Kampf gegen die Militärherrschaft wird Suu Kyi mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
  • 2010: Bei den ersten Wahlen seit 20 Jahren gewinnt eine Partei, die der Junta nahesteht. Die Abstimmung wird als unfair und manipuliert boykottiert.
  • auch 2010: Suu Kyi wird aus der Haft freigelassen, nachdem sie in den vergangenen 20 Jahren lange Zeiten unter Hausarrest verbrachte.
  • 2012: Suu Kyi gewinnt eine Nachwahl und wird Parlamentsabgeordnete. Zum ersten Mal hat sie ein öffentliches Amt inne.
  • 2015: Die NLD gewinnt die Parlamentswahl mit deutlichem Vorsprung. Die Verfassung gewährt dem Militär aber weiterhin einen großen Teil der Macht. Sie gestattet Suu Kyi auch nicht, Präsidentin zu werden, doch es wird für sie die Position der Staatsberaterin geschaffen, in der sie die Regierung de facto führt.
  • 2017: Aufständische greifen Militärposten in der Region Rakhine an und töten Dutzende Menschen. Das Militär geht daraufhin gewaltsam gegen die muslimische Bevölkerungsgruppe der Rohingya vor. Diese fliehen zu Hunderttausenden nach Bangladesch.
  • 2019: Suu Kyi verteidigt das Militär in der Angelegenheit vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag und bestreitet einen Völkermord.
  • 2020: Die NLD erlangt bei Wahlen die Mehrheit im Parlament.
  • 29. Januar 2021: Die Wahlkommission weist Vorwürfe des Militärs zurück, wonach es bei der Wahl zu Betrug gekommen sein soll. Dafür seien keine Beweise gefunden worden.
  • 1. Februar 2021: Das Militär übernimmt die Kontrolle über das Land. Als Begründung heißt es, die Regierung habe nichts gegen den mutmaßlichen Wahlbetrug getan und sich zudem geweigert, die Wahl wegen der Corona-Krise zu verschieben. Suu Kyi wird nach Angaben ihrer Partei wieder unter Hausarrest gestellt.
(lha/dpa)
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