„Wir haben Hunger“ Dutzende Verletzte bei Protesten gegen Armut im Libanon

Beirut · In der libanesischen Hafenstadt Tripoli setzte die Polizei Tränengas gegen Demonstranten ein. „Wir haben Hunger“, skandierten diese. Supermärkte sind dort geschlossen, es herrscht eine 24-stündige Ausgangssperre.

 Libanesische Demonstranten am Mittwoch in der im Norden des Landes gelegenen Hafenstadt Tripoli.

Libanesische Demonstranten am Mittwoch in der im Norden des Landes gelegenen Hafenstadt Tripoli.

Foto: AFP/FATHI AL-MASRI

Im Libanon ist es am dritten Abend in Folge bei Protesten zu schweren Ausschreitungen gekommen. In der Hafenstadt Tripoli im Norden des Landes lieferten sich Demonstranten am Mittwoch Straßenschlachten mit der Polizei. Nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA wurden dabei 226 Menschen verletzt.

Hintergrund der Proteste sind weitreichende Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie sowie die schlechte Wirtschaftslage. „Wir haben Hunger“, skandierten Menschen, die ohne Mund- und Nasenschutz auf die Straße gegangen waren. Bereits am Dienstag hatten Dutzende Demonstranten und Sicherheitskräfte Verletzungen erlitten.

Augenzeugen berichteten, Demonstranten hätten am Mittwoch versucht, ein Regierungsgebäude zu stürmen. Ein Augenzeuge sagte: „Das Gebiet hat sich in ein Schlachtfeld verwandelt.“ Panzer seien aufgefahren. Den Berichten zufolge reagierten Sicherheitskräfte mit Tränengas und Warnschüssen in die Luft. Die Sicherheitskräfte gaben an, dass neun Polizisten und drei Offiziere verletzt worden seien, einer von ihnen befinde sich in einem kritischen Zustand.

Das Land am Mittelmeer erlebt eine der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seiner Geschichte. Das libanesische Pfund hat mehr als 80 Prozent seines Wertes zum Dollar verloren. Zugleich liegt die Inflation bei mehr als 100 Prozent. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut. Die Corona-Pandemie und die Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut Anfang August haben die Lage weiter verschärft.

Wegen hoher Infektionszahlen hatte die Regierung in Beirut bereits vor rund zwei Wochen einen weitreichenden Lockdown beschlossen. So gilt eine 24-stündige Ausgangssperre. Auch die Supermärkte sind geschlossen. Der Libanon hat weltweit eine der höchsten Zahlen der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

(peng/dpa/AFP)
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