Proteste in Peru Hunderte Touristen am Machu Picchu gestrandet

Lima · Seit der Festnahme des peruanischen Präsidenten Castillo kommt es in dem Land zu Protesten. Deshalb sperrte die Bahngesellschaft nun die Strecke zur weltberühmten Inka-Stätte Machu Picchu.

 LKWs und Busse stauen sich bei einer Protestblockade auf der Autobahn in Chao (Peru) am Mittwoch.

LKWs und Busse stauen sich bei einer Protestblockade auf der Autobahn in Chao (Peru) am Mittwoch.

Foto: AP/Hugo Curotto

Wegen der Unruhen in Peru sitzen hunderte ausländische Touristen an der weltberühmten Inka-Stätte Machu Picchu fest. Betroffen seien rund 800 Touristen, teilten die Behörden am Mittwoch (Ortszeit) mit. Wegen der gewaltsamen Proteste gegen die Absetzung und Festnahme des linksgerichteten Präsidenten Pedro Castillo war zuvor die Bahnstrecke zwischen der Weltkulturerbe-Stätte und der Stadt Cusco gesperrt worden.

Die gut hundert Kilometer lange Bahnstrecke ist der einfachste und meistgenutzte Weg, um zum Machu Picchu oder von ihm wieder wegzukommen. Als Grund für die Sperrung hatte die peruanische Staatsbahn „PeruRail“ am Dienstag Sicherheitsbedenken angegeben und auf Demonstrationsaufrufe verschiedener Organisationen in Cusco verwiesen.

In der kleinen Stadt Aguas Calientes am Fuße des Machu Picchu hingen deshalb hunderte Touristen fest. „Wir kommen hier nicht weg“, sagte die Israelin Gale Dut einem AFP-Journalisten. „Ich bin mit meinen Kindern unterwegs, es ist wirklich ein Problem.“ Sie wolle nur „in aller Sicherheit“ aus Peru ausreisen, aber das sei im Moment nicht möglich.

Reisende warten an der Bahnstation in Machu Picchu am Mittwoch.

Reisende warten an der Bahnstation in Machu Picchu am Mittwoch.

Foto: AFP/JESUS TAPIA

In Peru gibt es seit Tagen Proteste gegen die Absetzung und Festnahme von Castillo sowie die Amtsübernahme durch die neue Präsidentin Dina Boluarte. Angesichts der Gewalt verhängte die Regierung am Mittwoch einen landesweiten Ausnahmezustand. Außenminister Luis Alberto Otárola hatte die Maßnahme zuvor angekündigt. Die Polizei werde mit Unterstützung der Streitkräfte die innere Ordnung aufrechterhalten, sagte Otárola. Während des Ausnahmezustands sind unter anderem die Bewegungs- und Versammlungsfreiheit ausgesetzt. In der Corona-Pandemie hatten die Streitkräfte des südamerikanischen Landes die Einhaltung der Vorschriften zum Infektionsschutz kontrolliert.

Im Bemühen, die angespannte Lage zu beruhigen, deutete Präsidentin Dina Boluarte vor der Presse an, die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sogar auf Dezember 2023 vorzuziehen. Angesichts der Proteste hatte Boluarte zunächst nach eigenen Worten vorgezogene Wahlen im April 2024 statt zum regulären Termin 2026 angestrebt. Medienberichten zufolge leitete die Regierung dem Kongress am Montag eine entsprechende Gesetzesvorlage zu.

Mit der Auflösung des Kongresses hatte der Linkspolitiker Castillo einem Misstrauensvotum im Parlament zuvorkommen wollen. Sowohl sein Kabinett als auch die Opposition warfen ihm einen Staatsstreich vor, weshalb der frühere Dorfschullehrers am Mittwoch vergangener Woche des Amtes enthoben und festgenommen wurde.

Demonstranten blockierten in der Folge in mehreren Landesteilen Fernstraßen. Sowohl in der Hauptstadt Lima als auch im Süden und Südosten des Andenstaates, wo Castillo in ländlichen Gegenden besonders viele Anhänger hat, kam es in den vergangenen Tagen zu teils gewaltsamen Protestaktionen sowie Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten. Für einige Regionen hatte die Regierung bereits einen Ausnahmezustand ausgerufen.

Laut der Ombudsfrau für Menschenrechte, Eliana Revollar, wurden mehrere Menschen durch Schüsse getötet, unter ihnen zwei Minderjährige. Dutzende Menschen wurden verletzt. Der Flug- und Zugverkehr in verschiedenen Gegenden des Landes wurde ausgesetzt, das Polizeiaufgebot auf den Straßen Limas und in anderen Städten erhöht, nachdem es zuvor unter anderem Angriffe auf Einrichtungen der Staatsanwaltschaft gegeben hatte. Tausende Menschen forderten den Rücktritt von Castillos Nachfolgerin Boluarte, die Auflösung des Parlaments, baldige Neuwahlen und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten.

Das oberste Gericht lehnte den Berufungsantrag gegen Castillos zunächst auf sieben Tage angelegte U-Haft am Dienstag ab. Der Richter César San Martín Castro war dem peruanischen Sender „RPP Notícias“ zufolge der Auffassung, dass die Ermittlungen gegen den abgesetzten Staatschef wegen des Vorwurfs der Rebellion gerechtfertigt seien. Eine Anhörung, bei der entschieden werden sollte, ob Castillo für 18 Monate in Haft bleiben muss, wurde am Mittwoch auf Donnerstag verschoben, weil Castillo seine Teilnahme verweigerte.

(peng/AFP/dpa)
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