Wikileaks-Gründer Julian Assange wurde während Asyl in Ecuadors Botschaft zweimal heimlich Vater

London · Sieben Jahre hielt sich Wikileaks-Gründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London auf. Während seines Asyls zeugte er in der Botschaft zwei Kinder, mit einer seiner Anwältinnen.

Wikileaks-Gründer Julian Assange ist während seines siebenjährigen Asyls in der Botschaft von Ecuador in London zwei Mal heimlich Vater geworden. Mutter der beiden inzwischen zwei und vier Jahre alten Jungen ist Stella Morris, ein Mitglied von Assanges Anwaltsteam. Sie seien seit 2017 verlobt und wollten bald heiraten, bestätigte die Anwältin am Sonntag in einem rund zwölfminütigen Interview auf Wikileaks.

Die britische Zeitung "Mail on Sunday" hatte als erste von der Vaterschaft des 48-Jährigen berichtet. Sie zeigte Fotos von Assange mit seinen beiden Söhnen Gabriel und Max, begleitet von einem Interview mit Morris, in dem die 37-Jährige vor allem erzählt, wie ihre Beziehung im Jahr 2015 in der Botschaft begann.

"Das ist der Mensch, (...) den ich auf der ganzen Welt am besten kenne", sagte die in Südafrika geborene Anwältin später in dem Wikileaks-Video. "Er ist außergewöhnlich", schwärmte sie. Sich in einer Zeit zu verlieben, in der "jeder versucht, dein Leben zu zerstören, ist eine Art Akt der Rebellion", sagte Morris weiter. Sie verglich ihre Geschichte mit ähnlichen Schicksalen "in Zeiten des Kriegs".

Die Geburt seiner Kinder in Londoner Krankenhäusern verfolgte Assange demnach per Live-Videoübertragung. Morris schmuggelte Gabriel später für einen Besuch in die Botschaft von Ecuador. Gabriel und sein jüngerer Bruder Max haben dem Bericht zufolge die britische Staatsbürgerschaft und haben ihren Vater im Gefängnis besucht. Seine Kinder gäben ihm "viel Ruhe und Rückhalt".

Assange hatte sich ab 2012 sieben Jahre lang in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet, um einer Auslieferung an Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen und womöglich an die USA zu entgehen. Im April 2019 wurde er festgenommen, seitdem sitzt er im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Gegen ihn läuft ein Verfahren zur Auslieferung an die USA. Dort ist er wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt.

Morris habe sich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen, da sie - auch wegen der Ausbreitung des Coronavirus im Gefängnis - um Assanges Leben fürchte, erklärte sie.

Assange hatte Ende März vergeblich versucht, wegen der Coronavirus-Epidemie auf Kaution freigelassen zu werden. Unterstützer des Wikileaks-Gründers fürchten um die Gesundheit des 48-Jährigen, der in der Vergangenheit bereits unter Atemwegsinfektionen litt.

Morris' Kollegin Jennifer Robinson, die Assange und Morris 2011 miteinander bekannt gemacht hatte, bestätigte der Nachrichtenagentur AFP die Geburt der Kinder. Vergeblich habe die 37-Jährige in dem Antrag auf bedingte Freilassung auf ihre Situation als Familie hingewiesen, fügte Robinson hinzu.

Die nächste Anhörung im Auslieferungsverfahren ist ab Mitte Mai vorgesehen, doch könnte auch sie von der Corona-Krise betroffen sein.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 2010 und 2011 hunderttausende geheime Papiere vor allem zum Irak-Krieg ins Internet gestellt, die ihr von der früheren US-Soldatin Chelsea Manning zugespielt worden waren. Sie enthielten hochbrisante Informationen über die US-Einsätze in dem Land, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.

(mja/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort