57-Jähriger soll neuer US-Finanzminister werden Jack Lew — Obamas Mann für die Zahlen

Washington · Jack Lew ist von Barack Obama als neuer US-Finanzminister vorgeschlagen worden. Bereits vor seiner Nominierung sorgte er für Schlagzeilen – wegen seiner Unterschrift. Dabei stehen ihm wichtige Aufgaben bevor. Denn er wird den erbitterten Haushaltsstreit lösen müssen.

Welche Folgen hat der Sturz über die Fiskalklippe
Infos

Welche Folgen hat der Sturz über die Fiskalklippe

Infos
Foto: AFP, AFP

Jack Lew ist von Barack Obama als neuer US-Finanzminister vorgeschlagen worden. Bereits vor seiner Nominierung sorgte er für Schlagzeilen — wegen seiner Unterschrift. Dabei stehen ihm wichtige Aufgaben bevor. Denn er wird den erbitterten Haushaltsstreit lösen müssen.

US-Präsident Barack Obama hat Lew am Donnerstag für das Finanzressort nominiert. Und schon vor seiner Nominierung debattierten die Medien in den Vereinigten Staaten über seine Unterschrift. Diese besteht nämlich nur aus Kringeln und würde, wenn er das Amt antritt, alle neuen US-Banknoten zieren.

Es klingt fast so, als hätten die USA keine dringenderen Probleme. Dabei ist der Haushaltsstreit noch lange nicht ausgestanden. Nur mit einer Art Übergangslösung waren zum Jahreswechsel die Auswirkungen des Sturzes von der Fiskalklippe abgewendet worden. Das Problem der massiven Ausgabenkürzungen aber ist noch lange nicht gelöst.

Das wird nun Lews neue schwierige Aufgabe sein. Denn er wird als neuer US-Finanzminister derjenige sein, der im Haushaltsstreit in den Vordergrund tritt. Bislang hatte der Mann, der in Queens aufwuchs, dies eher im Hintergrund getan. Aber genau deshalb dürfte ihn Obama wohl auch für den geeigneten Kandidaten für das wichtige Finanzressort halten.

Konzentration auf das US-Budget

Beobachter werten Lews Nominierung als ein Zeichen dafür, dass der Präsident in seiner zweiten Amtszeit massiv gegen das Haushaltsdefizit vorgehen will. Erfahrungen auf diesem Gebiet hat der Stabschef Obamas viele.

So verhandelte er im Sommer 2011, als sich Demokraten und Republikaner um die Anhebung der gesetzlichen Schuldenobergrenze stritten, als Chef der Haushaltsabteilung des Weißen Hauses direkt mit den führenden Politikern im Weißen Haus.

Aber bereits unter Ex-Präsident Bill Clinton bekam er es in gleicher Position ebenfalls mit dem US-Budget zu tun und schacherte damals mit den Republikanern darum. Auch der Sprecher des Weißen Hauses verwies schon im Vorfeld auf Lews jahrzehntelange Budgeterfahrungen.

Weitgehend unbeschriebens Blatt für Finanzbranche

Doch nicht allen dürfte ein Finanzminister Lew positiv ins Auge fallen. Denn manch einer kritisiert, dass er nur wenige Erfahrungen an der Wall Street habe im Gegensatz zum Noch-Amtsinhaber Timothy Geithner. "Für die Finanbranche ist Herr Lew ein weitgehend unbeschriebenes Blatt", schreibt etwa die "New York Times". Lew war aber immerhin ein paar Jahre für die Citygroup tätig.

Auch die Republikaner wissen, dass sie es mit einem unerbittlichen, unnachgiebigen und detailversessenen Mann zu tun bekommen, wenn es in die nächste Runde des Haushaltsstreites geht. Laut "New York Times" ist er genau wie Obama bestrebt, das Gesundheitsprogramm Medicaid sowie andere Anti-Armuts-Programme vor tiefen Einschnitten zu schützen.

Und sie wissen auch, dass sich Lew nicht so schnell geschlagen geben dürfte, dafür spielt er schon zu lange im politischen Karussell der USA mit. Bereits mit zwölf Jahren, so schreiben US-Medien, machte er als freiwilliger Wahlkampf für den demokratischen Kandidaten Eugen McCarthy. Das war im Jahr 1968.

Die erste größere Rolle spielte er Ende der 70er Jahre, als er beim demokratischen Abgeordneten Thomas O'Neill arbeitete, der damals Vorsitzender des Repräsentantenhauses war. 1993 dann kam er unter Clinton ins Weiße Haus und arbeitete seither eher im Hintergrund.

Ein bescheidener Mann, der in der Bronx lebt

Das dürfte ihm wohl auch gelegen haben. Denn Lew gilt als bescheidener Mann, der nicht die große Aufmerksamkeit sucht. Er soll sich sogar sein eigenes Mittagessen mit ins Büro nehmen und wohnt laut einem Blog der "Washington Post" noch immer in der Bronx in New York.

Dass er ein Fachmann ist, das weiß auch die politische Konkurrenz. Bei den Verhandlungen im Sommer 2011 etwa sagte der republikanische Abgeordnete Eric Cantor laut "Forbes" über ihn, "dass niemand besser vorbereitet und mehr im Einklang mit den Zahlen gewesen sei" als Lew. Dabei sei er aber immer sehr höflich und respektvoll gewesen. Und Senator Chuck Schumer habe ihn den "Zahlen- und Faktenmann" genannt.

Ob das allerdings ausreicht, um die Wogen in dem erbitterten Haushaltsstreit zu glätten, das wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Eines jedoch ist jetzt schon gewiss: Vor Lew steht eine der schwierigsten Aufgaben innerhalb des Mitarbeiterkreises rund um Präsident Obama.

mit Agenturmaterial

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort