Zum Schuldenabbau Autobahn-Verkauf bringt Frankreich 14,8 Milliarden Euro

Paris (rpo). Im Oktober hatte der Bundesfinanzminister Peer Steinbrück eine Debatte angestoßen: Was wäre, wenn die staatlichen Autobahnen verkauft würden? Steinbrück erntete massive Kritik. Frankreich macht nun vor, wieviel so eine Privatisierung einbringt. Wie das Finanzministerium in Paris bekanntgab, erhält der Staat durch den Verkauf 14,8 Milliarden Euro.

Davon fließt mit gut zehn Milliarden Euro der Löwenanteil in den Schuldenabbau; mit gut vier Milliarden Euro soll die Entwicklung der Verkehrswege bezahlt werden. Die Lizenzen zum Betrieb der drei ausgeschriebenen Straßennetze erhielten Einzelunternehmen und Konsortien aus dem In- und Ausland. Die Käufer sollen den Betrieb der zumeist mautpflichtigen Autobahnen Anfang 2006 übernehmen.

Frankreichs mit 3100 Kilometern größtes Autobahnnetz Autoroutes du sud de la France (ASF) geht an die französische Bau- und Dienstleistungsgruppe Vinci. Zu ASF zählt vor allem die in der Ferienzeit viel genutzte Verbindung von Lyon nach Marseille. Der Vinci-Konzern, der bereits an der ASF beteiligt ist, war einziger Bieter. Die Société des autoroutes du Nord et de l'Est de la France (Sanef), die unter anderem die Strecken von Paris Richtung Ärmelkanal und nach Belgien betreibt, geht an den spanischen Autobahnbetreiber Albertis. Den Zuschlag für die Autoroutes Paris-Rhin-Rhône (APRR) erhielt das französisch-australische Konsortium der Firmen Eiffage und Macquarie.

Wirklich verkauft werden die Autobahnen in Frankreich nicht. Der Staat sucht vielmehr langfristige Pächter, die sich über Jahrzehnte um die Erhaltung der Strecken und den Ausbau des Netzes kümmern und im Gegenzug an den Mautstationen von den Nutzern kassieren können. Die derzeitigen Lizenzen laufen zumeist bis 2028 oder 2032.

Auch in Deutschland hatte der jetzige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) im Oktober eine Debatte über einen möglichen Verkauf der Autobahnen angestoßen. Das Statistische Bundesamt hatte errechnet, dass der Zeitwert der deutschen Autobahnen Anfang des Jahres bei 52,5 Milliarden Euro gelegen habe; dabei war der Wert des dazu gehörenden Grund und Bodens nicht eingerechnet. Steinbrück war mit seinen Überlegungen auf massive Kritik gestoßen. Auch in Frankreich musste sich Premierminister Dominique de Villepin Vorwürfe anhören, der Staat verscherbele mit den Autobahnen sein Tafelsilber.

(afp)
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