Jahrestag Iraner feiern in anti-israelischer Stimmung

Teheran (rpo). In ausgelassen anti-israelischer Stimmung haben mehrere hunderttausend Iraner am Samstag den 27. Jahrestag der Islamischen Revolution gefeiert. Präsident Mahmud Ahmadinedschad heizte die Stimmung weiter an, indem er erneut den Holocaust als "Mythos" bezeichnete.

"Dieser Mythos hat es den Zionisten ermöglicht, die westlichen Länder seit 60 Jahren zu erpressen", fügte Ahmadinedschad hinzu. Der "wirkliche Holocaust" werde jedoch derzeit in den Palästinensergebieten und im Irak verübt. Im Atomstreit drohte der Präsident indirekt mit der Kündigung des Atomwaffensperrvertrags.

In Anspielung auf die Karikaturen des Propheten Mohammed, die in europäischen Zeitungen abgedruckt worden waren und weltweit zu Protesten und Ausschreitungen unter Moslems geführt hatten, fragte Ahmadinedschad, warum es erlaubt sei, Mohammed zu beleidigen, aber verboten, den Holocaust in Frage zu stellen. Bereits Mitte Dezember hatte der iranische Präsident die Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten als Mythos bezeichnet und zur Vernichtung Israels aufgerufen.

An den Teheraner Revolutionsfeiern beteiligten sich deutlich mehr Menschen als an vergangenen Jahrestagen. Der höchste geistliche Führer des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte zu der Teilnahme aufgerufen. Nach einem Bericht des staatlichen Fernsehens strömten auf dem Platz der Freiheit mehrere Millionen Menschen zusammen. "Tod den USA!", riefen die Kundgebungsteilnehmer. "Unser Recht auf die Atomenergie ist unveräußerlich!" Seit dem Amtsantritt Ahmadinedschads hat sich der Streit um die iranischen Atomanlagen schrittweise verschärft. Am kommenden Donnerstag will eine iranische Delegation in Moskau über das Angebot Russlands verhandeln, iranisches Uran auf russischem Boden anzureichern. Sollte Teheran dies akzeptieren, könnte es ein Ausweg aus der Krise bedeuten.

Verteidigungsminister Jung gegen militärische Lösung

Ahmadinedschad sagte zum Atomstreit, bislang habe sich der Iran an die Vorgaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und des Atomwaffensperrvertrags gehalten. Sollte der Westen aber weiterhin dem Iran das Recht auf eigenes atomares Material verwehren, werde Teheran seine Politik ändern.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sprach sich gegen Überlegungen aus, der Atomstreit mit dem Iran könne mit militärischen Mitteln gelöst werden. "Es ist jetzt nicht die Zeit, über militärische Optionen zu reden", sagte Jung der "Welt am Sonntag". "Wir sollten etwas Geduld mitbringen." Die Diplomatie stehe "im Vordergrund unserer Bemühungen", fügte Jung hinzu. Der israelische Botschafter in Deutschland, Schimon Stein, forderte, gegenüber der iranischen Führung "konsequent" eine "rote Linie" zu ziehen. Den Einsatz militärischer Mittel lehnte aber auch er ab: "Wir glauben, dass der diplomatische Weg noch längst nicht ausgeschöpft ist", sagte er der "Leipziger Volkszeitung" (Samstagsausgabe). Allerdings müssten die westlichen Länder "Freiheit, Demokratie und Menschenrechte für alle auch gegenüber dem Iran mit allen Kräften und Mitteln verteidigen".

(ap)
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