Persönlich Ahmed al-Send . . . beleidigt den Propheten

Er wollte betonen, wie konsequent er als ägyptischer Justizminister durchgreifen kann. Doch seine Aussage über die mögliche Inhaftierung eines Propheten ging nach hinten los. Ahmed al-Send hatte in einer TV-Sendung auf die Frage, ob er auch Journalisten einsperren würde, die er der Verleumdung beschuldigt, geantwortet: "Selbst wenn sie ein Prophet wären." Al-Send merkte schnell, dass er sich in seiner Wortwahl vergriffen hatte, schob ein schnelles "Gott möge mir vergeben" hinterher. Gott mag ihm verzeihen, durch das Volk dagegen ging ein Aufschrei der Entrüstung mit der Forderung nach dem sofortigen Rücktritt und einer Anklage wegen Gotteslästerung. Am Wochenende ließ Ministerpräsident Scherif Ismail seinen ohnehin umstrittenen Justizminister freistellen.

Kein Jahr war der Ägypter unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi im Amt, der al-Send ernannte, weil dessen Vorgänger Mahfus Saber ebenfalls übers Ziel hinausgeschossen war. Saber musste nach abfälligen Äußerungen über Richteranwärter aus bescheidenen familiären Verhältnissen zurückgetreten - der Sohn eines Müllmanns könne in Ägypten nicht Richter werden. Bevor Ahmed al-Send das Amt des Justizministers übernommen hatte, war er Präsident der Richtervereinigung. Schon damals galt er als erbitterter Gegner der heute verbotenen Muslimbruderschaft. Nach den Anschlägen auf dem Sinai im Juli 2015 und den damit verbundenen schärferen Anti-Terror-Gesetzen sagte der Justizminister: "Wir Richter sind die Herren, alle anderen sind die Sklaven." Er forderte, dass Journalisten ins Gefängnis müssten, wenn sie Informationen über Anschläge veröffentlichen, die nicht den offiziellen Angaben des Militärs entsprechen. Das sei "schlecht für die Moral" des Landes, habe aber nichts mit eingeschränkter Pressefreiheit zu tun. Welche juristischen Konsequenzen Ahmed al-Send nach seinem Fehltritt im TV drohen, ist nicht bekannt.

Nicole Scharfetter

(RP)
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