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Kolumne Gott Und Die Welt Advent ist das, was wir draus machen

Jetzt klagen wieder alle über verkaufsoffene Sonntage im Advent. Doch wer klagt da gegen wen? Die Innenstädte sind voll und die Kirchen leer.

Weihnachten ist rekordverdächtig. Und wer's nicht glaubt, kann es bei "Guinness World Records" nachschlagen. Dort erfahren wir, dass das größte Lebkuchenhaus vom Traditions Club im texanischen Bryan errichtet wurde mit einem Volumen von mehr als 1100 Kubikmetern, und dass Erin Lavoie (USA) den Weihnachtsbaum-Fällrekord mit 27 zur Strecke gebrachten Tannen in nur zwei Minuten innehat. Man lese und staune.

Ansonsten scheint uns das Staunen über Weihnachten abhandengekommen zu sein. Und wer dafür nach einem Sinnbild sucht, fahre in eine von vielen Innenstädten, am besten vielleicht nach Essen. Dort steht auf dem Burgplatz ein sogenanntes Lichtrad, das sonst Riesenrad heißt, zur Adventszeit aber lieblicher genannt wird. 45 Meter ist es hoch und scheint das benachbarte Essener Münster in seinen Schatten zu stellen. Sinnbilder aber sind bequem. Sie passen fast immer, müssen kaum begründet werden und sind manchmal etwas selbstgerecht. Schließlich könnte man auch fragen, warum dieses Lichtrad dort an so prominenter und adventlich sinnfälliger Stelle steht. Die einfache Antwort lautet: weil wir es benutzen. Weil wir die Fahrt auf dem Lichtrad stimmungsvoll finden.

Man sollte es nicht moralisieren, sondern vielmehr daran denken, wenn sich unsere Klagen erheben über die Städte, die vor dem Konsum zu kapitulieren scheinen und sich verkaufsoffen präsentieren. Zweifelsohne gäbe es Anlass zur Klage. Immerhin missachtet der verkaufsoffene Sonntag das dritte Gebot, in dem es heißt: "Du sollst den Feiertag heiligen." Und an die Seite von Moses stellen sich auch weltliche Gesetzgeber. In Artikel 140 unseres Grundgesetzes wird erklärt, dass der Sonntag unter staatlichem Schutz der Arbeitsruhe steht sowie der "seelischen Erbauung" dienen soll. Nach apostolischer Überlieferung geht der Ursprung des Sonntags auf den Auferstehungstag Christi zurück. Der siebte Tag ist der Tag des Herrn - der "dominicus dies". Die überfüllten Innenstädte scheinen eine Art Gegenbeweis anzutreten. Gegen wen also sind die Klagen gerichtet?

Jedem steht es frei, den Rummel zu meiden. Ein Angebot, das offenkundig nicht attraktiv ist: Der Anteil der Gottesdienstbesucher liegt bei beiden christlichen Kirchen zwischen fünf und zehn Prozent der Mitglieder. Ein Bekenntnis zum Glauben und zum christlichen Advent ist darum weniger der laute Protest, sondern der selbstbestimmte Kirchgang. Wir sind die Gottesdienstbesucher. Wir sind der Advent.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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