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Paris Zaz – die neue Edith Piaf?

Paris · Isabelle Geoffroy alias Zaz stürmt die französischen und deutschen Charts. Wegen ihrer rauchigen Stimme wird sie mit der legendären Edith Piaf verglichen. Im Frühjahr kommt Zaz nach Deutschland. Karten gibt es kaum noch.

Es klingt, als läge der Staub der kolumbianischen Straßen und der Frost der Kälte Sibiriens auf ihren Stimmbändern. Wenn Isabelle Geoffroy singt, schwingt aber auch die Leichtigkeit des Pariser Künstlerviertels Montmartre mit. An vielen Orten hat die 30-Jährige schon gesungen. Manchmal nur vor einer Handvoll Zuhörer, für ein paar Münzen, die in ihrem Hut landeten, oder sogar ganz ohne Gage.

Heute füllt die Französin, die sich schlicht Zaz nennt, Konzerthallen. Die Kritiker in ihrem Heimatland feiern sie als "neue Edith Piaf". Ihr Debütalbum "Zaz" schoss an die Spitze der französischen Charts und hielt sich dort ein halbes Jahr, in Deutschland steht es derzeit auf Platz 13. Auch in francophonen Ländern wie Belgien und Kanada stürmte sie die Hitparaden, ihre Auftritte mussten in größere Hallen verlegt werden. Im Frühjahr kommt sie für vier Konzerte nach Deutschland, am 29. April nach Köln. Längst gibt es dafür nur noch Restkarten.

Dabei zieht die in Tours geborene Sängerin auf der Bühne keine große Show ab. Auf Spezialeffekte, große Band und Glitzerröckchen verzichtet sie, verlässt sich lieber auf ihre ungewöhnliche Stimme. Sie singe immer sehr laut, sagte sie einmal, weil sie es lange gewöhnt war, ohne Mikrophon in Bars und Nachtclubs aufzutreten. Vielleicht kommt daher das Raue, fast Brüchige in ihrer Stimme. "Aber ich habe ja auch viel geraucht – früher", gibt die junge Frau zu, die ausschließlich auf Französisch singt.

Ihr Musikstil ist komplexen Ursprungs. Es ist kein reiner französischer Chanson, sondern eine Mischung aus allen Genres, mit denen die 30-Jährige in Berührung gekommen ist. Afrikanische, arabische, andalusische, brasilianische und lateinamerikanische Klänge sowie Blues- und Jazz-Elemente finden sich in ihren Liedern. Textlich leben sie von schlichter Poesie. "Eine Suite im Ritz, Schmuck von Chanel, eine Limousine – was soll ich damit?", singt sie in "Je veux" ("Ich will"). "D'l'amour, d'la joie, de la bonne humour" (Liebe, Freude, gute Laune) – das will sie. Gesungen haben das vor ihr schon viele, Zaz wirkt so unaufgeregt und authentisch, dass man es ihr glauben mag. Stets wirkt ihr "Je veux" auch wie ein Bekenntnis zur Musik als Mittelpunkt ihres Lebens. Da scheint es egal, ob sie an der Straßenecke oder vor Tausenden Zuhörern steht. Sie singt mit einer Unbeschwertheit und trotzdem ganz ohne Naivität vom Leben, wie sie es vermutlich mit 20 noch nicht gekonnt hätte und mit 40 vielleicht nicht mehr können wird.

Von der Welt hat die Französin schon einiges gesehen. Einmal antwortete sie auf eine Zeitungsannonce, in der eine "Sängerin mit kräftiger Stimme" gesucht wurde, und fand sich als Teil eines Kabarett-Ensembles auf den Pariser Bühnen wieder. Sie war Sängerin einer Latin-Rockband und tourte mit einem baskischen Tanzorchester um die Welt, sang bei Gratis-Konzerten in kolumbianischen Salzminen und begeisterte ihr russisches Publikum mit Edith Piafs "Greatest Hits" im tiefsten Sibirien. Und wenn während ihres Musikstudiums das Geld am Monatsende knapp wurde, stellte sie sich mit zwei Freunden an die Straßenecken und sang für Hutgeld. 2009 schließlich gewann Zaz einen Talentwettbewerb in Frankreich.

Von da an ging es für die Chansoneuse ganz schnell. Als sie ihr "Je veux" zum ersten Mal im Radio hörte, gemeinsam mit einem Freund im Auto, konnte sie es kaum glauben und wusste in diesem Moment: "Mein Leben wird sich ändern." Längst muss sie bei Auftritten im französischen Rundfunk immer wieder die großen Piaf-Hits interpretieren. Schmeichelhaft sei es für sie, mit der Piaf verglichen zu werden. "Sie gab einer ganzen Epoche eine Stimme und ein Gesicht", sagt Zaz über den "Spatz von Paris". Das ist der 30-Jährigen eine Nummer zu groß. Musikkritikern und ihren Fans dagegen längst nicht mehr.

(RP)
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