Neuseeland: mehrere hundert Tote

Christchurch (RP) Zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Christchurch, der zweitgrößten Stadt Neuseelands, sehen Rettungsmannschaften kaum noch Chancen, Verschüttete lebend aus den Trümmern zu bergen. Bis gestern wurden 102 Leichen gefunden. Nach Angaben von Polizeipräsident Dave Cliff waren unter den geborgenen Toten auch zwei Babys im Alter von fünf und neun Monaten. Allein in den Trümmern der Kathedrale von Christchurch werden weitere 22 Tote vermutet.

Ministerpräsident John Key stimmte die Menschen angesichts von 226 Vermissten auf einen dramatischen Anstieg der Todeszahlen ein. "Wir sind in großer Sorge, dass die Zahl stärker steigt als befürchtet", sagte er. Vom Hubschrauber aus sehe die Stadt wie ein Kriegsgebiet aus. "Ein Gebäude nach dem anderen stürzte ein", so der neuseeländische Ministerpräsident. "Es ist ein furchtbarer, furchtbarer Tag für die Such- und Rettungsteams, die in der Hoffnung loszogen, Menschen lebend in den Trümmern zu finden", kommentierte Christchurchs Bürgermeister Bob Parker den Umstand, dass die Katastrophenhelfer 15 Stunden lang keine Lebenszeichen mehr ausmachten.

Am schlimmsten traf das Erdbeben der Stärke 6,3 am Dienstagmittag ein ehemaliges Fernsehgebäude, in dem auch eine Schule für ausländische Sprachschüler untergebracht war. In den Trümmern des sechsstöckigen Baus bargen Rettungsmannschaften bis gestern 47 Tote. Bis zu 120 Menschen wurden dort noch vermisst. Unter ihnen waren viele Sprachschüler aus Japan. Die Bergungsarbeiten gestalteten sich für Rettungsteams an dem Bürogebäude auch deshalb schwierig, weil das benachbarte Hotel "The Grand Chancellor" jederzeit einzustürzen drohte und andere beschädigte Gebäude mit sich reißen könnte. Der 26 Stockwerke hohe Gebäude hatte bereits bedenkliche Schlagseite.

Die Investmentbank J.P. Morgan geht von Folgekosten für die Versicherungswirtschaft von bis zu zwölf Milliarden Dollar aus. In anderen Schätzungen ist von 3,5 bis acht Milliarden Dollar die Rede.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort