Zusammenhang zwischen Klimawandel und Katastrophen Weltklimarat gerät in Erklärungsnot

London/Neu Delhi (RPO). Kurz nach dem Eingeständnis von Fehlern bei der Vorhersage zum Abschmelzen der Himalaya-Gletscher gerät der Weltklimarat (IPCC) erneut in Erklärungsnot. Einem Medienbericht zufolge will der UN-Klimarat die Beweise für seine Behauptung, dass es einen Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und der Verschlimmerung von Naturkatastrophen gibt, noch einmal überprüfen.

 Der Vorsitzende des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, hat am Samstag einen "bedauerlichen Fehler" bei der Vorhersage zum Verschwinden der Himalaya-Gletscher im Weltklimabericht 2007 eingeräumt.

Der Vorsitzende des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, hat am Samstag einen "bedauerlichen Fehler" bei der Vorhersage zum Verschwinden der Himalaya-Gletscher im Weltklimabericht 2007 eingeräumt.

Foto: AFP, AFP

Der Weltklimarat wurde 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, weil er den Klimawandel in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt hatte. Der IPCC-Bericht zum Weltklima aus dem Jahr 2007 ist bis heute Basis vieler politischer und wissenschaftlicher Klima-Diskussionen.

In dem Bericht stellt der IPCC die Behauptung auf, dass die steigenden Kosten durch Überschwemmungen und Hurrikane mit dem Klimawandel zusammenhängen.

Laut "Sunday Times" basierte die Aussage in dem Klimabericht auf einer bis dahin unveröffentlichten Studie, die noch nicht einer routinemäßigen wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen worden war. Als die Studie schießlich 2008 veröffentlicht worden sei, habe sie die Warnung enthalten, dass es für einen statistischen Zusammenhang zwischen dem weltweiten Temperaturanstieg und den Schäden durch Umweltkatastrophen "nicht genügend Beweise" gebe.

Laut "Sunday Times" nahm der Weltklimarat die Studie mit in den Bericht auf, obwohl damals mindestens zwei wissenschaftliche Gutachter Zweifel äußerten. Zudem habe der IPCC nach der Veröffentlichung der Studie keine Klarstellung veröffentlicht. Der Klimaforscher und stellvertretende Vorsitzende des IPCC, Jean-Pascal van Ypersele von der Katholischen Universität Löwen in Belgien, kündigte an, dass die Beweise nun überprüft würden. Es werde einen neuen Bericht zu Naturkatastrophen und Wetterextremen geben, der auf dem jüngsten Stand der Erkenntnisse sei, sagte van Ypersele der "Sunday Times". Trotz der jüngsten Vorfälle arbeite der IPCC "immer noch sehr streng und wissenschaftlich".

Erst am Samstag hatte der Vorsitzende des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, einen "bedauerlichen Fehler" bei der Vorhersage zum Verschwinden der Himalaya-Gletscher im Weltklimabericht 2007 eingeräumt. Einen Rücktritt deswegen schloss Pachauri aus. "Ich kehre nichts unter den Teppich", sagte er vor Journalisten in Neu Delhi. In einer Pressemitteilung hatte Pachauri zuvor erklärt, der Fehler sei durch die Missachtung fester Standards entstanden.

Die Möglichkeit weiterer Fehler in dem fast tausendseitigen Weltklimabericht von 2007 sei aber "minimal oder gleich Null". Die generelle Feststellung, dass die Gletscher des Himalaya wegen der globalen Erwärmung zurückgingen, sei aber richtig, unbestreitbar und wissenschaftlich fundiert.

Die Vorhersage, dass die Gletscher bis 2035 verschwunden sein könnten, habe einige Leute "wirklich alarmiert". Dadurch sei zumindest das Bewusstsein "für die tatsächliche Bedrohung der Himalaya-Gletscher" geschärft worden, erklärte Pachauri. Nach Informationen der "Sunday Times" hatte ein indischer Wissenschaftler das Jahr 2035 in einem Interview aufgebracht. Dies sei später durch die Umweltschutzorganisation WWF und schließlich vom Weltklimarat für seinen Bericht übernommen worden.

(AFP/jre)
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