Spektakuläre Vulkan-Fotografie "Klar bleibt ein Restrisiko"

Düsseldorf (RPO). Martin Rietze hat eine eigenwillige Leidenschaft: Er fotografiert Vulkane. Bis auf zwei Meter nähert er sich zuweilen der bis 1200 Grad heißen Lava, mit Helm, Gasmaske geschützt und der Kamera im Anschlag. Aber nur, wenn es die Situation zulässt. "Ich bin kein Hasardeur", sagt der 48-Jährige. Seine Bilder sind atemberaubend.

Spektakuläre Vulkan-Fotografie: "Klar bleibt ein Restrisiko"
Foto: martin rietze

Der Fotograf Rietze kann nicht anders. Immer wieder treibt es ihn hinaus in die Welt. Sein Ziel sind Extrem-Landschaften. Die Arktis, die Wüste, die Berge. Am meisten haben es ihm jedoch die Vulkane angetan. Wenn er in den glühenden Schlund der Erde hinabblicken kann, ist das einzigartig. Es ist wie eine Sucht, die langsam aber unaufhaltsam in ihm gewachsen ist, schildert er seine Leidenschaft. Seit knapp zehn Jahren ist er ihr vollends verfallen. Seitdem sind Vulkane das Hauptziel seiner Reisen. Zwölf Wochen im Jahr ist er unterwegs.

Seine Arbeit Zuletzt war er auf der Karibik-Insel Montserrat. Der Soufriere. 1995 ist der Vulkan zuletzt ausgebrochen und hat weite Teile der Insel verwüstet. Noch Jahre später riecht es auf dem Meer nach Schwefel, hat ein Wikipedianutzer unter den Eintrag zu Montserrat geschrieben. Es ist nur ein Ziel gewesen für Rietze auf seinen Reisen. Mittlerweile kennt er die ganze Welt. Chile, Tansania, Italien, Japan, Äthiopien. Da, wo die Erdkruste sich öffnet, da will auch Rietze hin. Angefangen hat alles, als er 15 Jahre alt war und zum ersten Mal am Ätna einen kleinen Lavastrom beobachtete. Fortan war er gefesselt.

Das Risiko Die Gefahr reist immer mit. Rietze aber sieht das mit der Gelassenheit eines Vulkanreisenden mit jahrzehntelanger Erfahrung auf dem Buckel. "Klar bleibt ein Restrisiko", sagt er und schildert anhand einiger Beispiele, dass jeder Vulkan seine eigenen Gesetze hat. Mit der Zeit weiß man es einzuschätzen.Wenn die Lava sehr dünnflüssig ist, kann er ganz nah heran, an die bis zu 1200 Grad Celsius heiße Glut. Ist sie zäher, wird das Risiko zu groß. Jederzeit kann es zu Explosionen kommen, mit einer Blase eine Lavabombe hochgehen. Dann beobachtet Rietze das Geschehen aus mehreren Kilometern Entfernung. Er hat gelernt, das einzuschätzen, sagt er.

Seine Bilder Die Bilder, die Rietze von seinen Reisen mitbringt, sind von geradezu mythischer Kraft. Sie zeigen, wie Blitze über Kratern zucken, die Glut unter der Kruste pocht und die Lava sich mit einem anderen extremen Element, dem Ozean vermischt. Die Aufnahmen wirken wie Bilder aus einer anderen Welt und dennoch könnten irdischer nicht sein.

Die Tricks Um solche Fotos machen zu können, hat Rietze sich mit den Jahren einige Tricks angeeignet. An oberster Stelle steht die Sicherheit. Helm und Gasmaske (Schwefeldioxid) sind Pflicht. Dann kann er sich der bis zu 1200 Grad heißen Lava auf zwei Meter nähern. "Es ist so heiß, dass die Haut schmerzt", sagt Rietze. Um sich zu schützen, schaut er wie der Wind steht, damit der die Hitze von ihm wegbläst. Auch in die Knie gehen hilft. Hitze steigt nach oben. Nur gegen den starken Verschleiß der Kameras weiß er kein Mittel. Asche und Schwefeldämpfe zerstören relativ schnell die empfindliche Technik. Rietze: "Das ist der Preis für die Bilder."

Erhebende Momente Gefragt nach Erlebnissen, die tiefen Eindruck hinterlassen haben, erinnert sich Rietze vor allem an zwei Momente: Zum einen, als er bei Nacht am Rande des Lava-Sees im Krater des "Erta Ale" in Äthiopien kauerte und in den Schlund der Erde hinabblickte, während nicht weit entfernt immer wieder Glutfontänen hochgingen. "Das sind Momente fürs Leben, das kann kein Film wiedergeben", sagt Rietze. Ähnlich starken Eindruck hat der Besuch am Ol Doinyo Lengai in Tansania hinterlassen. Dessen Besonderheit: seine Lava ist wegen ihres hohen Salzgehalts extrem dünnflüssig und entfaltet dadurch eine magische Färbung. Rietzes Bilder lassen es erahnen.

Vulkan-Fotografie Mehrfach betont Rietze, welch große Rolle in der Vulkan-Fotografie die Erfahrung spielt, sowohl was die eigene Sicherheit als auch die Bilder angeht. Er selbst hat sich der Sache nur langsam angenähert. Angefangen hat es mit Besuchen an erschlossenen Orten wie dem Ätna oder auf Hawaii. Auch Rietze war einmal Tourist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort