Hochschul-Studie Bachelor: Studenten beklagen Missstände

Düsseldorf (RPO). Nach den Bildungsprotesten des vergangenen Jahres zeigt nun eine Umfrage: Viele Studenten begrüßen zwar grundsätzlich die Reform der Studiengänge, beklagen aber die Bedingungen an ihren Hochschulen.

Die größten Probleme im Studium
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Foto: centertv

Das hat die Studie "Bachelor-Studierende - Erfahrungen in Studium und Lehre" im Auftrag des Bundesbildungsministeriums ergeben. Bemängelt werden unter anderem eine zu große Stofffülle, organisatorische Probleme und zu wenig Betreuung durch Dozenten im System der Bachelor-Studiengänge.

Mit dem sogenannten Bologna-Prozess wurden die Studiengänge in Deutschland und Europa auf Bachelor und Master umgestellt, um ein einheitliches System zu schaffen. Heftige Kritik gab es jedoch an der Umsetzung. Im vergangenen Jahr waren Zehntausende Studenten auf die Straße gegangen, um Nachbesserungen durchzusetzen.

Wissenschaftler der Universität Konstanz befragten über 17000 Studenten zwischen 2006 und 2008 zu ihren Erfahrungen mit der Reform der Studiengänge. Drei Viertel der Bachelor-Studenten hält die neue Studienstruktur demnach zwar für sinnvoll, geklagt wird aber über die Umsetzung.

Zu wenig Kontakt zu Dozenten

Konkret halten 56 Prozent der Hochschüler den Umfang des Lernstoffs im Bachelor-Studium für übertrieben. Die Mehrheit berichtet von Ausfällen wichtiger Lehrveranstaltungen. 30 Prozent der jungen Leute müssen sich regelmäßig mit Überschneidungen von Kursen abfinden und deshalb auf wichtige Seminare verzichten. Die Studenten wünschen sich ferner mehr Rückmeldungen über ihre Leistungen von den Professoren. 68 Prozent haben selten oder nie Kontakt zu ihren Dozenten.

Professor Rolf Dobischat, Präsident des Deutschen Studentenwerks (DSW), begrüßt die Studie: "Die Debatte um die neuen Bachelor-Studiengänge hat jetzt eine erste empirische Grundierung. Das trägt zur Versachlichung bei. Die sehr differenzierten Ergebnisse zeigen auch, dass man nicht einfach den Bachelor für alle Missstände und Probleme im deutschen Hochschulsystem verantwortlich machen darf."

Verbesserungen eingefordert

Die in der Studie genannten negativen Beispiele zeigten laut Dobischt aber auch, dass die Proteste der Studierenden berechtigt gewesen seien. Nun müssten die notwendigen Verbesserungen rasch angegangen werden.

Dobischat zählt auf: "Verbesserungsbedarf gibt es nach wie vor bei der Studierbarkeit der Bachelor-Studiengänge und bei der Modularisierung. Transparenz ist erforderlich im Hinblick auf Gliederung des Studiums sowie Prüfungsanforderungen, und die Fülle der Regelungen muss abgebaut werden, das reduziert das von den Studierenden artikulierte Gefühl von Hetze und Überforderung."

Ebenso sei die Organisation der Lehre im Bachelor-Studium noch immer zu optimieren, und Professorinnen und Professoren müssten sich den Studierenden öfter zeigen, um die artikulierte Distanz zu überwinden, so Dobischat. Letztlich müsse die staatliche Studienfinanzierung nun schnell ausgebaut werden, damit sich nicht noch mehr Studierende Sorgen um ihre Finanzierung machen müssen.

(ddp/qui)
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