Kleine Teilchen - große Angst? Schöne neue Nanowelt

Düsseldorf (rpo). Solarfolien, die den Energiebedarf im Auto decken, Nano-Roboter, die durch die Blutbahn sausen und Viren jagen, die Nanophantasien sind fast zu schön, um wahr zu sein. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten.

"Jeder Vorteil birgt auch einen Nachteil", sag Dagmar Örtel, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag. Sie hat gemeinsam mit fünf weiteren Wissenschaftlern gerade einen Bericht über Forschung, Entwicklung und Anwendung der Nanotechnologie verfasst.

Nanotechnik umfasst ein weites Feld von Anwendungen. Sie bietet die Möglichkeit der Manipulation von Materie auf molekularer Ebene in vielen Wissenschaftsbereichen. Es gibt also in diesem Sinne keine Nanotechnologie als solche, sondern beispielsweise die Nanobiotechnologie, die Nanophotonik, oder die Nanoelektronik.

Egal in welchem Anwensungsbereich stellen vor allem freie Nanopartikel, die noch kleiner als die krebserregenden Asbestteilchen sind, laut Oertel ein mögliches Risiko der neuen Technologie dar. "Wir vergleichen diese Nanopartikel in der Wirkung mit den ultrafeinen Teilchen", sagt die Wissenschaftlerin "diese Partikel könnten also in die Lunge geraten und dort Veränderungen oder Entzündungen hervorrufen."

Bekannt sind in diesem Zusammenhang bisher beispielsweise die Nanopartikel im Dieselruß, aber diese Teilchen sind nicht zu einem bestimmten Zweck geschaffenen, sondern Abfall, der erst durch neue Nachweisverfahren entdeckt wurde. Bei Cremes mit Nano-UV-Schutz sieht es dagegen schon anders aus. Hier gibt es ebenso wie bei den PEGs (Polyethylenglykolen) berechtigte Zweifel, ob diese Stoffe nicht über die Haut in den Körper gelangen.

Vor diesen Stoffen können wir uns nur schützen, wenn Nanoteilchen auf den Produkten gekennzeichnet sind. Jeder kann dann selber entscheiden, wie wichtig es ihm ist, dass die Sonnencreme auf der Haut dank Nanoteilchen unsichtbar ist. Die Non-Profit-Organisationen wie die ETC- und die Risk-Group warnen denn auch weniger vor einer konkreten Bedrohung, sondern vor unkritischer Eurphorie, da sich die Folgen der Nanotechnik bis heute nicht abzschätzen lassen. Deshalb mahnt auch Dagmar Oertel eine wissenschaftliche Begleitung in Form von Studien an.

Während die öffentlichen Forschungsgelder aber erst zu rund einem Prozent in die Erforschung der Risiken fließen, sind einige Hersteller bereits auf der Hut. Sie wollen nicht das gleiche Debakel wie die Gentechnik erleben und bemühen sich, mögliche Gefahren für Umwelt und Gesundheit im Vorfeld auszuschließen.

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