Interview Nanoteilchen gegen Regennasen

Düsseldorf (rpo). Fenster putzt niemand gerne. Zweimal länger sauber sollen die Scheiben durch Sidolin mit Nano-Protect von Henkel bleiben. Wie ein Schutzfilm heften sich die nur wenige Atome großen Teilchen auf die Scheibe und lassen den Regen ohne Laufnasen abfließen. RP Online sprach mit dem Henkel Produktentwickler für Glasreiniger Dr. Michael Dreja über die Hintergründe.

Herr Dreja, meistens sollen Nano-Reiniger und Beschichtungen dafür sorgen, dass Wasser abperlt, Ihr Reiniger erreicht genau das Gegenteil. Wo liegt da der Vorteil für die Verbraucher?
Hydrophobe Beschichtungen, die das Wasser abperlen lassen, haben ein Problem: Die Wassertropfen sind nicht immer schwer genug und bleiben liegen oder sinken ganz langsam. Am Ende bleiben dann Kalk- oder Regennasen. Bei unserem Reiniger verbinden sich auch kleinste Wassertropfen zu einem gleichmäßigen Film und laufen so auch gleichmäßiger ab.

Der Dreck verteilt sich also besser und wird nicht so schnell sichtbar?
So können Sie sich das vorstellen. Es gibt aber noch einen weiteren Vorteil. Auch Wasserdampf besteht ja aus kleinsten Tröpfchen. Durch die Nano-Schutzschicht verbinden sich diese Tröpfchen und bilden einen durchsichtigen Film, die Scheibe oder der mit Sidolin gereinigte Spiegel beschlagen deshalb nicht.

In herkömmlichen Reinigern werden wasserlösliche Kunststoffe (Polymere)eingesetzt, um einen Schutzfilm zu bilden. Die fließen nach wenigen Regengüssen ab, wieso bleiben die kleinen Nano-Teilchen auf der Scheibe haften und fließen nicht mit ab?
Die von uns verwendeten glasähnlichen Nano-Teilchen haben eine große Energie an der Oberfläche und streben danach, diese Oberfläche zu verkleinern. Das geschieht bei der Verbindung mit der Scheibe. Diese Verknüpfung ist fest genug, um einige viele Regengüsse lang zu bestehen.

Nano-Teilchen sind ja für uns unsichtbar. Wie stellen Sie sicher, dass sie auch in der Flasche sind?
Seit es verbesserte analytische Methoden wie das Rasterkraftmikroskop und die Tunnelmikroskopie gibt, können wir mit Nano-Teilchen arbeiten und sie auch nachweisen. In Reinigern werden allerdings viel mehr Teilchen eingesetzt, als das in der Forschung der Fall ist. Es müssen ja genug gerade so viele Teilchen eingesetzt werden sein, um die ganze Scheibe bei der Anwendung zu benetzen. Diese Menge können wir vorher analytisch ermitteln.

Wie können sich die Verbraucher so ein Nano-Teilchen vorstellen?
Ein Nano-Teilchen besteht aus mehreren Atomen und ist meist größer als ein Molekül. Es handelt sich in der Regel um anorganische Substanzen, also nicht um Kohlenstoffe wie beim Kunststoff.

Bei Asbest oder beim Dieselruß sind es doch gerade diese kleinsten Partikel, die gefährlich für uns Menschen sind. Ist es nicht gefährlich den Sprühnebel eines Reinigers mit Nano-Partikel einzuatmen?
Weil wir das ausschließen wollten, war die Entwicklung des Produktes so zeitintensiv. Der von uns eingesetzte Stoff ist seit vielen Jahren erprobt und es gibt zahlreiche Studien, die seine Unbedenklichkeit nachweisen. Diese Nano-Partikel werden sogar in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, beispielsweise zum Klären von Wein oder Bier. Darüber hinaus haben wir speziell gestaltete Sprühpumpen, die verhindern, dass feinste Tröpfchen beim Versprühen eingeatmet werden. Was Sie riechen, sind die Duftstoffe.

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