Umweltverbände Deutscher Eiche geht es schlecht

Berlin (rpo). Der Zustand des deutschen Waldes ist Besorgnis erregend. Weiterhin gilt ein Drittel aller Laub- und Nadelbäume als geschädigt. Besonders um die Eiche ist es schlecht bestellt: Mehr als die Hälfte aller Eichen zeigt deutlich gelichtete Kronen. Umwelt- und Naturschutzverbände rufen zum Handeln auf.

 Der deutsche Wald ist immer noch in schlechtem Zustand.

Der deutsche Wald ist immer noch in schlechtem Zustand.

Foto: ddp, ddp

Der am Dienstag veröffentliche Waldzustandsbericht der Bundesregierung bietet keine Entwarnung für deutsche Wälder. Der Anteil der Bäume mit deutlich gelichteten Kronen ging zwar 2005 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte zurück, doch liegt er immer noch bei 29 Prozent. D

er Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Peter Paziorek, nannte den Gesundheitszustand des Waldes Besorgnis erregend. Bei der Bewertung müsse nämlich berücksichtigt werden, dass 2004 als Folge des Trockenjahres 2003 ein Höchstmaß an Schäden verzeichnet worden war. Insofern könne trotz des leichten Schadensrückgangs 2005 nicht von einer Trendwende gesprochen werden.

Schädlinge und Luftverschmutzung schaden dem Wald

Die Bundesregierung führt die Waldschäden auf die Zusammenwirkung von Witterung, Schädlingen und Luftverschmutzung zurück. Neben den aktuellen Stickstoffeinträgen und der Ozonbelastung stellten auch die in den Waldböden bereits über Jahrzehnte akkumulierten Stoffe eine latente Gefahr für die Qualität der Waldböden und des Grundwassers dar, hieß es. Bei der Eiche spielte die Massenvermehrung blattfressender Insekten laut Bericht eine wesentliche Rolle.

Paziorek forderte vor allem stärkere Bemühungen um Luftreinhaltung. "Den Schlüssel hierzu sehe ich im rationellen Umgang mit Energie", sagte er unter Verweis auf Energie sparende Heizungen, Haushaltsgeräte und Autos, aber auch auf ausreichende Wärmedämmung bei Neubau oder Renovierung. Paziorek warb zudem für eine stärkere Nutzung von Holz als Rohstoff und Energieträger. Sie helfe dem Wald und sichere Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Außerdem würden mit Holzheizungen die CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern vermieden.

"Gülle killt Wald"

Umweltverbände verlangten von der Bundesregierung Maßnahmen zum Schutz des Waldes. Neben Luftreinhaltung und Klimaschutz forderte der Naturschutzbund NABU den Verzicht auf Kahlschläge und Pflanzenschutzmittel sowie den Schutz von Totholz. Ein modernes Jagdgesetz müsse dazu beitragen, die zu hohen Schalenwildbestände einzudämmen, damit die nachwachsenden Bäume nicht sofort wieder vom Wild verbissen würden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verwies darauf, dass das Gros der Schadstoffe aus dem Verkehr und der Landwirtschaft stamme. Um den Schutz des Waldes zu verbessern und die Landwirtschaft umweltfreundlicher zu gestalten, müsse Seehofer mehr Mittel zur Umstellung von Agrarbetrieben auf umwelt- und tiergerechte Standards bereitstellen.

Die Umweltorganisation Robin Wood forderte Seehofer zu einem Stopp der Massentierhaltung auf, die der Motor von Ammoniak-Emissionen sei. 53 Prozent aller Stickstoffverbindungen kämen nämlich inzwischen aus der intensiven Viehwirtschaft, nur 26 Prozent aus Auto-Auspuffen. Robin Wood demonstrierte mit dem Slogan "Gülle killt Wald" vor der Bundespressekonferenz.

Bauern fordern Kalkung

Der Deutsche Bauernverband forderte eine verstärkte Bodenschutzkalkung, um zumindest kurzfristig der starken Versauerung weiter Teile der Waldböden entgegenzuwirken. Ein wirksamer Schritt zum Schutz stabiler Waldbestände ist nach Angaben des DBV außerdem die Nutzung von Holz aus heimischen Wäldern. Die IG Bau setzt sich für eine Stärkung der Waldbewirtschaftung ein, um Schäden besser entgegenwirken zu können.

Die Umweltorganisationen urgewald und ARA warfen den Deutschen vor, mit ihrem immensen Papierverbrauch zur Waldvernichtung in Entwicklungsländern beizutragen.

Die FDP kritisierte die Methodik des Waldzustandsberichts. Kurzfristige Witterungseinflüsse würden in ihren Auswirkungen überbewertet, langfristige Trends zu wenig berücksichtigt, hieß es.

(ap)
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