Köln Comic-Kunst von Art Spiegelman

Köln · Das Kölner Ludwig Museum zeigt das Werk des "Maus"-Schöpfers

"Daddy zeichnet Mäuse", so hat Art Spiegelmans Tochter als Sechsjährige geantwortet, wenn sie nach dem Beruf des Vaters gefragt wurde. Dabei hat der jüdische Künstler, der 1992 für seinen Auschwitz-Comic "Maus", der die Geschichte seines Vaters erzählt, mit dem Pulitzerpreis geehrt wurde, noch so viel anderes gezeichnet. Die Ausstellung im Kölner Museum Ludwig, nonchalant ausgewiesen als "Retrospektive aus Comics, Zeichnungen und übrigem Gekritzel", zeigt Spiegelmans Werk in seiner ganzen Fülle, angefangen bei frech-pubertären und von der Zeitschrift "Mad" beeinflussten Sammelkarten, auf denen Uncle Sam in der Nase bohrt, bis hin zu Kinder- und Märchenbüchern oder Covern für den "New Yorker".

Die Schau ist zuvor im Pariser Centre Pompidou gezeigt worden. Schon in seinen frühen Arbeiten weigert sich Spiegelman, den Unterschied zwischen Hoch- und Populärkultur anzuerkennen, zitiert sowohl Klassiker des US-Zeitungsstrips als auch Werke der Kunstgeschichte. Wer sich durch die abgedunkelten Räume bewegt, dem springen allerdings keine großen Schauwerte ins Auge. An den graublauen Wänden geht es eher kleinteilig zu, ein Schnelldurchgang würde nur wenige Eindrücke hinterlassen. Wer sich aber einlässt auf die Hunderte von Originalzeichnungen und -grafiken, der kann sich nicht nur stunden- , sondern tagelang mit dieser Ausstellung beschäftigen.

So einfach Spiegelmans Comics aussehen mögen: Sie sind Produkte eines intellektuellen Prozesses, spielen mit Metaebenen und gebrochenen Perspektiven. In dem Band "Breakdowns" hat Spiegelman 1977 einige seiner frühen Arbeiten gesammelt. Darin stellt er eine erste und schon 1972 entstandene Version jenes Comics vor, in dem die Nazis Katzen und die jüdischen KZ-Häftlinge Mäuse sind. Der mittlere der drei Ausstellungsräume, das Zentrum also, ist dann ganz dieser Geschichte gewidmet, die Spiegelmans Vater Vladek seinem erwachsenen Sohn erzählt hat, das erste Mal, dass die beiden ernsthaft miteinander gesprochen haben.

Bis 6. Januar. Öffnungszeiten: Di - So, 10 – 18 Uhr. Information: www.museum-ludwig.de. Der Katalog kostet im Museums-Shop 30 Euro. Im Fischer-Verlag ist Art Spiegelmans Buch "MetaMaus" (19,95 Euro) erschienen.

(RP)
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