Studenten-Leben Von den Bürokraten lernen

Im besten Fall sind die Inhalte des universitären Lehrplans nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch auf das Berufsleben anwendbar. Bei Studiengängen der Naturwissenschaften oder Betriebswirtschaft kommt das wohl häufiger vor, bei Geisteswissenschaften, in meinem Fall Geschichte, eher selten. Vor allem, wenn man später fachfremd arbeiten möchte - in den Medien, im Archiv oder Verlagswesen etwa. Den Pädagogen-Klassiker "Das lernen Sie nicht für die Universität, das lernen Sie fürs Leben" bekommt man jedoch auch dort gelegentlich zu hören.

Aber egal, ob Chemie, Geschichte oder BWL, eines eint alle Studiengänge. Die eine Hürde, die jeder meistern, die eine Aufgabe, die jeder lösen muss: die Auseinandersetzung mit der Universitäts-Bürokratie. Wer Prüfungen anmelden möchte, muss das natürlich schriftlich und in dreifacher Ausführung tun. Händisch, versteht sich, auch wenn die Anmeldung später digitalisiert wird.

Prüfungsordnungen sollten nicht mit Studienordnungen verwechselt werden, sind oft 70 Seiten lang - und welche für den Studenten Gültigkeit besitzt, das hängt natürlich mit dem Zeitpunkt des Studienbeginns zusammen. Auch vor den Dozenten macht die Bürokratie nicht halt: Wer die Studenten auf Exkursion mitnimmt, muss - ist doch klar - einen Dienstreiseantrag stellen. Auf der Suche nach der richtigen Anlaufstelle im mehrstöckigen Verwaltungsgebäude kommt man sich dabei nicht selten vor wie Asterix und Obelix, die verzweifelt versuchen, den Passierschein A38 zu erwerben.

Hat man sein ganzes Studium bürokratisch gemeistert, dann bringt einen nichts mehr aus der Ruhe. Keine Steuererklärung, kein Amt der Welt. Ein klarer Fall: fürs Leben gelernt.

(lukra)
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