Düsseldorf Süßer Schmelz vom kalten Stein

Düsseldorf · Auch Eisdielen müssen heute Ungewöhnliches bieten, um aufzufallen. In Hamburg wird Eis auf einem minus 16 Grad kalten Stein zubereitet, in Köln werfen die Waffeln Blasen, und in Düsseldorf lässt sich bald Safran schlecken.

Mit steigenden Temperaturen wächst die Lust nach eiskaltem Vergnügen - am liebsten von der Speiseeis-Manufaktur des Vertrauens. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, werden alle gastronomischen Register gezogen. Ein kleiner Überblick über die Trends: Cold Stone Auf dem heißen Stein Fleisch zu braten, ist schon lange en vogue. Ein minus 16 Grad kalter Stein für die Zubereitung von Eis ist neu: Im Hamburger "Schlecks" werden die gewünschten Zutaten auf dem Stein gemischt. "Auf diese Weise kann jeder Gast zusehen, wie seine Lieblingssorte entsteht", erklärt Eismacher Thommy Noack.

Eis-Burger Im Eiscafé "Old Bridge" in Stuttgart kommt der süße Schmelz nicht im Becher oder in der Waffel, sondern wird zwischen den Hälften eines Brioche-Brötchens verteilt und so zum Eis-Burger. Wer es knusprig mag, kann sich sein Eis andernorts auch zwischen Kekse pressen lassen. Unter dem Namen "Zwei dicke Bären" verkaufen die Macher in Berlin die Sandwiches etwa auf Streetfood-Märkten. Egg Waffles Sie sehen aus wie Waffeln mit Blasen - sogenannte Egg Waffles (Eier-Waffeln) oder Bubble Waffles (Blasen-Waffeln) werden zum trendigen Behälter für Eiscreme. Derzeit sind die Waffeln, die aus Hongkong kommen und inzwischen New York erobern, in Deutschland noch selten. In Köln etwa gibt es sie in der Eisdiele "Romeo & Julia". Dort haben die Waffeln mit den eier-artigen Ausbuchtungen sogar Geschmacksrichtungen wie Blaubeere oder Schoko. Stickstoff Egg Waffles findet man auch bei den Eismachern von "Whoop Whoop" in Berlin. Die setzen aber eigentlich auf ein anderes Konzept: Frische Zutaten mit minus 196 Grad kaltem Stickstoff gemischt. "Durch die Schockfrostung entstehen kleinste Wasserkristalle, und es bildet sich ein sehr cremiger Schmelz", erklären die Macher auf ihrer Internetseite. "Zusätzlich wird durch die kurze Produktionszeit wenig Luft mit ins Eis gemischt." So soll es besonders cremig werden. Spezielle Sorten Wer sagt, dass Eis immer Milch oder Frucht enthalten muss? So mancher setzt inzwischen lieber auf Gemüse. Bei "Oak & Ice" in Berlin etwa bekommen Schleckermäuler Eis mit Roter Bete. Auch Torsten Lode von der Düsseldorfer Herrtotti Eismanufaktur bietet an heißen Sommertagen Rote-Bete-Eis mit sauren Gurken. "Das ist nicht für die breite Kundschaft, wird aber immer wieder nachgefragt", sagt Lode. Besser gehen bei ihm vermeintliche Exoten wie Granatapfel- und Apfel-Eis. Alle Fruchtsorten seien rein vegan, betont Lode, und dazu mit viel frischem Obst durchsetzt. Auch veganes Schokoladeneis steht an vier bis fünf Tagen pro Woche auf der Karte. Eine ganz neue Sorte soll es auch geben. Ingwer werde dabei eine Rolle spielen, verrät Lode, möglicherweise kombiniert mit Zitrone.

Fruchtig wird es auch in Bochum und Essen im Laden "I Am Love". Zuckerfreies Datteleis steht dort hoch im Kurs. "Überhaupt versuchen wir, viel mit alternativen Süßungsstoffen zu arbeiten", sagt Inhaber Kevin Kuhn. Experimentell hört sich auch das dort angebotene Lakritz-Cranberry-Eis an - das sich wegen des relativ milden Aromas nicht nur für Lakritz-Fans eigne, verspricht Kuhn.

Auf Gewürze setzt Nordmanns Eisfabrik in Düsseldorf. "Wir machen in Safran", sagt Inhaber Jörg Tatje. Die Sorte "Persepolis" enthält demnach Safran, Rosenwasser und Pistazie, daneben gibt es noch Safran-Orange. In der Filiale an der Immermannstraße wird außerdem die Sorte Matcha angeboten, in der das japanische Grünteepulver verarbeitet ist. Andere Eisdielen experimentieren auch mit Gewürzen, speziell Salz. Beispielsweise in Form von Meersalz, Mini-Salzbrezeln oder Erdnussbutter im Eis.

Kurioses Gewöhnungsbedürftig ist eine Spezialität aus Stuttgart: Das Eiscafé "Flori & Palma" verkauft die Sorte "Asphalt und Beton". Die sieht so aus, wie sie heißt: Hinter der grauen Optik verbergen sich dunkle Vanille und natürlicher Farbstoff von Kohle, wie Eismacher Andrea Scopelliti erklärt. "Wir haben die Sorte wegen einer Baustelle vor unserer Tür spaßeshalber eingeführt", sagt er. Nun ist sie im Sortiment.

(RP)
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