75-jähriger Parfümeur Guerlain wegen Rassismus-Vorwurfs vor Gericht

Paris · Nach Modeschöpfer John Galliano muss sich nun der französische Parfümeur Jean-Paul Guerlain wegen rassistischer Äußerungen einem unangenehmen Gerichtsverfahren stellen. Der 75-Jährige hatte 2010 in einem TV-Interview in abfälliger Weise über Schwarze gesprochen und war deswegen angezeigt worden.

Um den Duft "Samsara" zu kreieren, habe er "gerackert wie ein Neger", erzählte der Luxus-Parfümeur bei dem Fernsehauftritt. Und ergänzte: "Wobei ich nicht weiß, ob Neger jemals so hart geschuftet haben."

Nach dem Interview hatte es von allen Seiten Kritik und Boykottaufrufe gehagelt. Guerlain verlor zudem den Beraterjob, den er damals noch für einen seiner Nachfolger im gleichnamigen Unternehmen ausübte. Seinen Job als ranghöchste "Nase" des Traditionshauses hatte er bereits 2002 aufgegeben - nach knapp 50 Jahren in dem Unternehmen, das seine Familie gegründet hatte.

In der Anhörung am Donnerstag wies Guerlain die Vorwürfe zurück. "Ich bin alles, aber kein Rassist", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP. Der erste Teil seiner Aussage sei eine Phrase gewesen, die während seiner gesamten Jugend bei der Arbeit im Garten seines Großvaters gehört habe. Der zweite Teil habe lediglich die Journalistin zum Lachen bringen sollen. "Ich bitte die gesamte schwarze Gemeinschaft um Verzeihung für diese Dummheit", sagte Guerlain. Die Anwälte der Nebenklage sprachen von einem besonders schweren Fall von Alltagsrassismus.

Guerlain droht wegen der Aussage eine Geldstrafe in Höhe von bis zu 22.500 Euro. Theoretisch kann das Gericht auch bis zu sechs Monate Haft verhängen. In ähnlichen Fall gab es jüngst allerdings nicht so harte Strafen. Der britische Modeschöpfer Galliano wurde im vergangenen September in Paris wegen rassistischer Pöbeleien zu 6000 Euro Geldstrafe auf Bewährung verurteilt. Sein Fall hatte international einen Medienrummel ausgelöst. Einen Termin für die Urteilsverkündung im Fall Guerlain gab es zunächst nicht.

(dpa)
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