Nach Pannenserie Teures Happy End für den Leipziger City-Tunnel

Leipzig · Flughafen Berlin-Brandenburg, Stuttgart 21 und auch der Leipziger City-Tunnel - große Infrastrukturprojekte bergen in Deutschland immer wieder Zündstoff. Beim City-Tunnel gibt es nun ein teures Happy End.

 Der Leipziger City-Tunnel wird am 14. Dezember eröffnet.

Der Leipziger City-Tunnel wird am 14. Dezember eröffnet.

Foto: dpa, Jan Woitas

Das Prestige-Projekt Leipziger City-Tunnel ist mit reichlich Verspätung fertig. Am 15. Dezember geht der umstrittene Bahntunnel unter der Leipziger Innenstadt in Betrieb. Das noch von Ex-Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in seiner Zeit als Leipziger Oberbürgermeister mitinitiierte Projekt hat in den vergangenen zehn Jahren immer wieder Gründe für erregte Diskussionen geliefert. Denn ähnlich wie bei anderen großen Infrastrukturprojekten - etwa bei Stuttgart 21 oder dem neuen Flughafen Berlin-Brandenburg - gab es Bauverzögerungen und eine Explosion der Kosten.

Symbolischer Baubeginn war 2003. Die Bohrung der Tunnelröhren begann 2007. Die Fertigstellung war für 2009 geplant. Die Kosten sollten 572 Millionen Euro betragen. Doch aus 2009 wurde 2013, unter anderem, weil es mit dem Baugrund immer wieder Probleme gab. Und die Baukosten stiegen auf eine knappe Milliarde Euro. Das rief auch den sächsischen Landesrechnungshof auf den Plan. Die Prüfer stellten fest, dass wohl etwas knapp kalkuliert wurde. Rund 200 Millionen Mehrkosten seien von Anfang erkennbar gewesen, sagt Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP), der den Tunnel und seine Probleme von seinem Amtsvorgänger übernommen hat.

Kritiker stellen die Frage, ob man überhaupt einen gerade mal vier Kilometer langen Bahntunnel für die gigantische Summe von einer Milliarde Euro bauen durfte. Die Grünen im Sächsischen Landtag etwa kritisieren den Tunnel als teures Prestigeprojekt und als das Gegenteil von weitblickender Bahnpolitik. "Mit den Gesamtkosten von etwa einer Milliarde Euro hätte man das gesamte sächsische Bahnnetz ertüchtigen können", betont die verkehrspolitische Fraktionssprecherin Eva Jähnigen.

Verantwortlich für die Misere seien die Deutsche Bahn und die damalige CDU-Alleinregierung des Freistaates. Weder sei die Planung ausreichend gewesen, noch die Schätzung der Kostenrisiken.

Wirtschaftsminister Morlok nennt den Tunnel und die damit verbundene Neugestaltung des gesamten S-Bahn-Systems im Großraum Leipzig/Halle dagegen einen Quantensprung. Er sei sicher, dass das neue Nahverkehrsangebot die Stadt und das Umland vom Autoverkehr entlasten und das Oberzentrum Leipzig aufwerten werde. Der Minister verweist darauf, dass auch in den Nahverkehr im Elbtal erhebliche Summen investiert würden - rund 200 Millionen Euro. "Wir müssen in der Region die Stärken des Schienennahverkehrs ausspielen", sagt Morlok.

Die Deutsche Bahn setzt bei der S-Bahn mit sechs neuen Linien, die allesamt durch den Tunnel fahren, und einer neuen Fahrzeugflotte auf kürzere Fahrzeiten und mehr Komfort. Innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahre rechnet die Bahn im Schienennahverkehr im Großraum Halle/Leipzig mit einem Zuwachs bei den Passagierzahlen von 30 Prozent. Derzeit werden täglich gut 48 000 Fahrgäste registriert.
"In 50 Jahren wird sich keiner mehr vorstellen können, wie der Nahverkehr ohne den City-Tunnel funktionieren konnte", sagt Morlok.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort