Umstrittenes Projekt in Amsterdam Sechs Stunden Arbeit macht fünf Dosen Bier

Düsseldorf · Wer sechs Stunden lang die Straße kehrt, bekommt zehn Euro, Tabak und fünf Dosen Bier. Das ist das Konzept eines Hilfsprojekts für Obdachlose in Amsterdam. Die Aktion ist umstritten - denn die Straßenkehrer sind Alkoholiker.

 Die Obdachlosen säubern an drei Tagen pro Woche die Straßen.

Die Obdachlosen säubern an drei Tagen pro Woche die Straßen.

Foto: afp, NICOLAS DELAUNAY

Der Hintergrund: Jahrelang hatte eine Gruppe von Alkoholikern im Amsterdamer Oosterpark für Unruhe gesorgt. Polizei und Stadtverwaltung bekam die Lage nicht in den Griff, Arbeitsangebote lehnten die Obdachlosen ab. Erst, als ihnen die Stiftung Bier anbot, willigten sie ein.

Das Projekt gibt es bereits seit einem Jahr, doch jetzt schlägt die Aktion auch international Wellen, unter anderem berichteten Medien in Deutschland wie der Spiegel Online und die sueddeutsche.de über das Projekt.

Ein Sozialarbeiter begleitet die umstrittene Aktion. Die ersten beiden Dosen werden den rund ein Dutzend Obdachlosen gleich morgens ausgehändigt, die nächsten beiden dürfen sie in der Mittagspause leeren. Abends bekommen sie eine weitere Dose. Drei Tage die Woche geht das so, von 9.30 bis 15.30 Uhr.

Die Strategie, schwere Alkoholiker kontrolliert trinken zu lassen, ist höchst umstritten - doch Projekte, in denen Schwerstabhängige unter Aufsicht Bier und vergleichbare alkoholische Getränke, aber keinen Schnaps zu sich nehmen dürfen, gibt es nicht nur in Amsterdam. Hochprozentiges zerstört Körper und Gehirnzellen in weit rasanterem Tempo als "weicher" Alkohol.

"Wir akzeptieren Drogenkonsum, aber wir wollen die Folgen kontrollieren", sagt eine Sprecherin der Stiftung "De Regenboog" im als äußerst liberal bekannten Amsterdam.

(jco)
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