Nach Selbstmordanschlag in Afghanistan Leiche des getöteten Soldaten übergeführt

Kundus (RPO). Die Leiche des am Donnerstag in Nordafghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten aus dem Fallschirmjägerbataillon 313 aus Seedorf in Niedersachsen ist am Samstag nach Deutschland übergeführt worden. Ein Flugzeug der Bundeswehr mit dem Leichnam an Bord landete am Abend auf dem Flughafen Köln/Bonn.

 Bundeswehrsoldaten tragen in Kundus den Sarg des Soldaten in ein Transportflugzeug.

Bundeswehrsoldaten tragen in Kundus den Sarg des Soldaten in ein Transportflugzeug.

Foto: dapd, dapd

Der 26-jährige Sanitäts-Oberfeldwebel war einem Selbstmordattentäter zum Opfer gefallen. Soldaten der Bundeswehr hatten zuvor im nordafghanischen Kundus Abschied von ihrem Kameraden genommen.

Militärpfarrer Bernd Göde und Bataillonskommandeur Christian von Blumröder hielten kurze Ansprachen zum Gedenken an den Toten und drückten der Familie und den Freunden ihre Anteilnahme aus, bestätigte ein Sprecher in Potsdam.

Anschließend wurde der Sarg nach Termes in Usbekistan überführt, von wo der Leichnam des Getöteten zurück nach Deutschland gebracht wurde. Ort und Zeitpunkt der Trauerfeier in Deutschland sind noch nicht bekannt.

Bei dem Anschlag waren 14 Soldaten verletzt worden, viele von ihnen hatten sich erst nach Ende der mehrstündigen Kampfhandlungen mit ihren leichten Verwundungen gemeldet. Für keinen besteht aber Lebensgefahr.

Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes Anfang 2002 sind insgesamt 44 Bundeswehrsoldaten am Hindukusch ums Leben gekommen.

Britische Geisel von Entführern erschossen

Wie der britische Außenminister William Hague am Samstag erklärte, wurde zudem eine Britin bei einer Befreiungsaktion in der Nacht zum Samstag von ihren Geiselnehmern erschossen. Man habe Informationen über den Aufenthaltsort der Geisel erhalten und sich angesichts der Gefahr, in der sie schwebte, zum Handeln entschlossen, sagte Hague. Ob bei dem Rettungsversuch noch mehr Menschen ums Leben kamen, war zunächst unklar.

Die Britin und drei ihrer afghanischen Kollegen waren Ende September in der nordostafghanischen Provinz Kunar entführt worden. Die afghanische Polizei hatte die Entführer noch aufzuhalten versucht, nach einem kurzem Feuergefecht entkamen die Täter jedoch mit ihren vier Geiseln. Die afghanischen Entführten wurden kurze Zeit später freigelassen.

Berlusconi erschüttert

Die vier italienischen Soldaten wurden am Samstag bei einem Anschlag in Westafghanistan getötet. Ein Sprecher des italienischen Verteidigungsministeriums erklärte, neben einem 70 Fahrzeuge umfassenden Militärkonvoi sei eine Bombe explodiert. Die Soldaten seien dann beschossen worden. Vier Soldaten seien ums Leben gekommen, ein weiterer habe schwere Verletzungen erlitten. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zeigte sich erschüttert und dankte allen italienischen Soldaten für ihren Einsatz im Ausland. Damit wurden in diesem Monat bereits 24 NATO-Soldaten in Afghanistan getötet.

Karsai besucht Kandahar

Unterdessen traf der afghanische Präsident Hamid Karsai zu einem nicht angekündigten Besuch in der Provinz Kandahar ein. Karsai forderte die Bewohner der Region auf, sich hinter die internationalen Truppen und die Regierung zu stellen. Es sei ihre Pflicht, in ihre Dörfer zurückzugehen und diese zu schützen. Der Präsident versicherte, derzeit werde an der Verbesserung der Stromversorgung in Kandahar gearbeitet. Er ermutigte die Menschen, ihre Kinder zur Schule zu schicken und kündigte an, die Gehälter der Lehrer zu verbessern, damit diese auch außerhalb der großen Städte arbeiteten.

Mehr als 200 Stammesführer aus der gesamten Provinz hatten sich versammelt, um Karsai zu sehen. Der Präsident wurde begleitet von NATO-Oberbefehlshaber General David Petraeus und US-Botschafter Karl Eikenberry sowie dem afghanischen Verteidigungsminister General Abdul Rahim Wardak und dem Gouverneur von Kandahar, Turjalai Wesa.

Taliban-Führer ums Leben gekommen

Bei Gefechten im Osten des Landes kamen zwei Taliban-Führer ums Leben. Auch zwei weitere Kämpfer seien getötet worden, erklärte die NATO am Samstag. Mullah Hesbollah und Kari Sulaiman seien bei einer gemeinsamen Operation der afghanischen Truppen mit NATO-Soldaten am Donnerstagabend in der Provinz Wardak ums Leben gekommen. Die Soldaten seien beschossen worden, als sie sich den Verstecken der Aufständischen genähert hätten.

(apd/dapd)
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