Studie Jede vierte Klinik zahlt Fangprämien

Berlin · Laut einem Medienbericht kassieren viele Ärzte Extra-Honorare, wenn sie ihre Patienten an bestimmte Kliniken überweisen. Demnach zahlt jede vierte Klinik sogenannte Fangprämien.

Nahezu jede vierte Klinik (24 Prozent) zahlt laut einer repräsentativen Studie der Universität Halle-Wittenberg sogenannte Fangprämien für Patienten, heißt es in einem Bericht der "Bild"-Zeitung. Fast die Hälfte (46 Prozent) der nichtärztlichen Leistungserbringer wie Sanitätshäuser, Hörgeräte-Akustiker oder Orthopädie-Schumacher hätten zugegeben, schon Vorteile wie Geld, Kostenübernahme von Tagungen oder Sachleistungen erhalten zu haben.

CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn reagierte empört. "Fangprämien sind illegal! Dabei geht es nicht um das Wohl der Patienten, sondern ums Portemonnaie der Ärzte. Jeder einzelne Fall ist völlig inakzeptabel", sagte er "Bild.de".

Der SPD-Politiker Karl Lauterbach forderte Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zum Eingreifen auf. "Das sind Mafia-Verhältnisse, die einen Riesen-Schaden verursachen, vor allem für Patienten, die so in Behandlungen kommen, die für sie nicht optimal sind", sagte der Gesundheitsexperte. "Hier wird nicht der beste Arzt gesucht, sondern dahin überwiesen, wo das meiste Schmiergeld gezahlt wird." Die SPD will seinen Angaben zufolge durchsetzen, dass Ärzte in solchen Fällen künftig strafrechtlich wegen Bestechlichkeit belangt werden können.

Laut "Bild.de" gab knapp ein Fünftel (19 Prozent) der befragten Ärzte an, das Verbot, sich an der Zuweisung von Patienten zu bereichern oder dafür Vorteile zu gewähren, nicht zu kennen. 40 Prozent hätten erklärt, dies nur als Handlungsempfehlung zu verstehen. Ein Großteil der Befragten halte das Risiko, entdeckt zu werden, für gering: 52 Prozent der Ärzte und 53 Prozent der nichtärztlichen Leistungserbringer hätten eingeräumt, sie seien sich mangelnder Kontrolle und der geringen Gefahr von Sanktionen bewusst.

Für die Studie, die im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes durch TMS Emnid Bielefeld durchgeführt wurde, wurden mehr als 1100 niedergelassene Fachärzte, stationäre Einrichtungen und nichtärztliche Leistungserbringer befragt.

(dpa)
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