Berliner Bahnverkehr zusammengebrochen Eingesperrt in der S-Bahn

Berlin · Vielen S-Bahn-Reisenden in Berlin wird dieser Donnerstag in Erinnerung bleiben. Durch einen Stromausfall wurde der komplette S-Bahn-Verkehr über Stunden lahm gelegt. Passagiere durften die Züge nicht verlassen, es kam zu langen Schlangen vor den Service-Centern auf den Bahnhöfen. Betroffene berichten von chaotischen Zuständen. Auch der Regional- und Fernverkehr der Deutschen Bahn war beeinträchtigt.

S-Bahn-Chaos in Berlin
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Gabriele Lange stakst über die Schienen der Berliner S-Bahn. Noch wenige Schritte sind es bis zum Bahnhof Alexanderplatz. Fast eineinhalb Stunden hat die 41-Jährige in der Linie S 5 in Richtung Spandau festgesessen. Ihre Bahn war am Donnerstagmittag wenige Meter vor dem Bahnhof liegen geblieben. Aussteigen durfte zunächst niemand. Wegen einer technischen Störung brach der gesamte S-Bahn-Verkehr über mehrere Stunden zusammen.

Immer wieder klettern Menschen aus dem Zug am Alexanderplatz.
Bundespolizisten in gelber Warnweste helfen den Fahrgästen dabei.
"Aussteigen ohne Bahnsteig kann ganz schön schwierig sein", klagt Gabriele Lange. Direkt neben ihrer S-Bahn, auf dem Nachbargleis, steckt ein weiterer Zug mit Fahrtziel Wartenberg fest. Dessen Fahrgäste müssen zunächst in die Spandauer Bahn steigen, dann aufs Gleis hinunterklettern.

"Eigentlich hätte ich schon längst auf der Arbeit sein müssen." Gabriele Lange trägt es mit Fassung. Hin und wieder habe es in ihrer S-Bahn Durchsagen zur Störung gegeben. Grund für den Zusammenbruch ist nach Angaben eines Bahnsprechers ein Stromausfall im elektronischen Stellwerk in Halensee. Einen Anschlag schloss die Bundespolizei aus.

Ausfall und Verspätungen bei der Deutschen Bahn

"Ich hätte nur vor Fahrtbeginn keinen Tee mehr trinken sollen", schmunzelt die Berlinerin. "Vielleicht sollte man über Toiletten in den S-Bahn-Zügen nachdenken." Die 41-Jährige lacht. Die meisten Menschen am Bahnhof schauen aber grimmig. "Ich wollte zum Alex und musste jetzt so lange für ein paar Meter warten", schimpft Doreen Harloff. Die 21-Jährige schiebt ihren Kinderwagen zum Bahnsteig.

Aus den Lautsprechern am Nachbargleis, wo normalerweise Regionalzüge halten, verkündet eine Stimme den Ausfall der Regionalbahn nach Schönefeld. Von dem Stromausfall bei der S-Bahn ist auch der Regional- und Fernverkehr betroffen. Fahrgästen wird empfohlen, auf die Busse und Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe auszuweichen.

Die U-Bahnen der Linien 2 und 5 am Alexanderplatz platzen fast aus allen Nähten. Ein Mann ruft beim Einsteigen, "wir stehen hier wie Heringe in einer Dose". "Hier ist die Hölle los", sagt Ireen Schmidt. Sie verkauft im U-Bahnhof belegte Brötchen und Kaffee.
Dafür laufe ihr Geschäft "echt gut". Nur seien ihre Kunden genervt.
"Kann man ja verstehen, wenn so etwas vor Weihnachten passiert."

Die meisten nehmen es gelassen

Am Hauptbahnhof sind Gleis 15 und 16, die von der Berliner S-Bahn angefahren werden, ungewohnt leer. Dagegen stehen Reisegäste mit ihren Rollkoffern in langen Schlangen vor den Infoschaltern und im Kundenzentrum. "Für einen Weg, den wir normalerweise in 10 Minuten zurücklegen, sind wir heute schon seit einer Stunde unterwegs", berichtet ein älteres Ehepaar auf seinem Weg nach Wannsee. Das sei zwar ärgerlich, aber sie seien gut über die alternativen Reisemöglichkeiten informiert worden.

Für die Passagiere der S-Bahn geht es vom Bahnhofsvorplatz in völlig überfüllten Bussen weiter. Bemüht freundlich informieren die Angestellten die überwiegend mit der Deutschen Bahn Reisenden über alternative Möglichkeiten. Ein Mann aus Hamburg diskutiert verärgert mit einer Angestellten über seine zweistündige Verspätung. Die meisten anderen Reisenden sehen die Lage gelassener.

Nicht so entspannt ist Carola Schulz, die vom Hauptbahnhof nach Spandau unterwegs ist und verärgert auf die Anzeigetafel schaut:
"Das ist doch eine Katastrophe. Mein Regionalexpress hat über 20 Minuten Verspätung". Die 23-Jährige will jetzt versuchen, "irgendwie mit dem Bus nach Spandau zu kommen".

(APD)
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