Bundesweiter Warntag 2023 So funktioniert Cell Broadcast

Berlin · Im Dezember 2022 kam das neue Warnsystem Cell Broadcast erstmals in Deutschland zum Einsatz, jetzt wird es am 14. September erneut getestet. Laut Experten könnten dadurch künftig bei Unglücken viele Menschenleben gerettet werden. Das müssen Sie wissen.

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Experten sind sicher: Hätte es vor der Flutkatastrophe im Sommer 2021 in Deutschland das Warnsystem Cell Broadcast gegeben, hätten viele Todesopfer vermieden werden können. Zum Warntag 2023, der am 14. September ab 11 Uhr stattfindet, kommt das System im bundesweiten Testlauf wieder zum Einsatz. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie funktioniert Cell Broadcast?

Der Begriff meint den automatisierten Versand von warnenden Textnachrichten, die einer SMS ähneln. Dabei kann der Katastrophenschutz automatisch an alle Geräte mit Mobilfunkempfang innerhalb einer bestimmten Region die Nachricht zukommen lassen. Das Gebiet wird anhand der verfügbaren Funkmasten eingegrenzt. Alle Menschen, die sich in dieser Funkzelle befinden, bekommen binnen Sekunden die Nachricht auf ihr Handy geschickt. Auch dann noch, wenn ansonsten das Funknetz zusammengebrochen ist. Maximal stehen 1395 Zeichen für die Botschaft zur Verfügung, auch ein Warnton gehört dazu.

Wann wurde Cell Broadcast erstmals getestet?

Am bundesweiten Warntag am 8. Dezember 2022 wurde Cell Broadcast erstmals in allen 294 Landkreisen und 107 kreisfreien Städten in Deutschland getestet. Wie das in NRW funktioniert hat, lesen Sie hier.

Funktioniert Cell Broadcasts auf allen Handys?

Bei den Smartphones von Apple wird das Warnsystem mit allen Geräten ab dem iPhone 6s aufwärts funktionieren, sofern ihr Betriebssystem auf dem jeweils neuesten Stand ist (derzeit iOS 16.1 oder 15.7.1 und 15.6.1). Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android sind von der Android-Version 11 an aufwärts kompatibel. Schätzungsweise ein Drittel aller Android-Smartphones läuft allerdings mit einer älteren Version, die kein Cell Broadcast empfangen kann.

Bei manchen Geräten muss der Cell-Broadcast-Empfang noch manuell aktiviert werden. Beim iPhone findet man die Einstellungen über den Menüpunkt „Mitteilungen“ ganz unten in der Rubrik „Cell Broadcast Alerts“. Auf Android-Geräten findet man die Einstellungen in der Regel über ein Untermenü wie „Sicherheit und Notfall“ im Einstellungen-Menü. Die Rubrik zum Ein- und Ausschalten der Nachricht heißt dann je nach Hersteller „Drahtlose Notfallwarnungen“ oder „Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte“.

Welche Vorteile hat Cell Broadcast gegenüber Warnapps?

Der Vorteil ist, dass auch alte Handys die Warnhinweise empfangen können. Die Technik ist bereits seit Jahrzehnten erprobt, alle gängigen Geräte sind dafür ausgelegt. Es sind also keine Smartphones oder Apps nötig, um die Warnung zu erhalten.

Welche Nachteile hat Cell Broadcast gegenüber Warnapps?

Der Nachteil ist, dass mit der Nachricht keine Audio- oder Bilddateien versendet werden können. Die Warnung erscheint auf dem Startbildschirm der Geräte, in manchen Handys muss der Empfang von Cell-Broadcast-Nachrichten vom Besitzer in den Geräteeinstellungen aktiviert werden. Nach Angaben des IT-Branchenverbandes Bitkom verfügen zwölf Prozent der Deutschen über kein Handy. Sie werden auch künftig vor allem über den Rundfunk, Sirenen und Lautsprecherdurchsagen der Einsatzkräfte gewarnt werden müssen.

Kostet Cell Broadcast Geld?

Die Nutzer müssen für den Empfang der Warnhinweise nichts bezahlen, sie sind wie die offiziellen Warnapps kostenlos. Doch die Einrichtung des Systems und der Unterhalt kosten Geld.

Warum gab es die Technik bislang nicht in Deutschland?

Die EU hatte zwar vorgeschrieben, dass bis 2022 alle Mitgliedsstaaten über ein Warnsystem verfügen müssen, Deutschland und andere Staaten setzten sich bei der europäischen Regelung aber für Technologieoffenheit ein. Cell Broadcasting wurde nicht vorgeschrieben, stattdessen setzte die Bundesregierung bislang auf einen Mix aus Sirenen und offiziellen Warnapps wie NINA und Katwarn.

Wie steht es um den Datenschutz?

 Cell Broadcast soll das Warnsystem über die bisher zur Verfügung stehenden Warnapps hinaus ergänzen.

Cell Broadcast soll das Warnsystem über die bisher zur Verfügung stehenden Warnapps hinaus ergänzen.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Weil die Nachricht automatisch an alle Rufnummern in der jeweiligen Funkzelle verschickt wird und keine Empfangsbestätigung zurückgeschickt wird, bleiben die Empfänger anonym. Die Nachricht wird wie ein Radiosignal gesendet, das unterscheidet Cell Broadcast maßgeblich von SMS. Die Behörden und Mobilfunkunternehmen haben damit keine Kenntnis über den Empfängerkreis, Datenschützer sehen die Technik entsprechend unkritisch.

(jd/mba/hebu)
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