Karl Lauterbach über den Herbst „Wird zu diskutieren sein, ob Maskentragen wieder verpflichtend wird“

Berlin · Für viele Menschen ist die Corona-Pandemie in den Hintergrund gerückt. Doch droht uns im Herbst die nächste Virus-Welle? Falls ja, will der Bundesgesundheitsminister Lauterbach vorbereitet sein – und bereits bekannte Maßnahmen wieder einsetzen können.

 Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf einer Pressekonferenz (Archiv).

Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf einer Pressekonferenz (Archiv).

Foto: dpa/Sina Schuldt

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will auf eine mögliche neue Corona-Welle im Herbst wieder mit einer Maskenpflicht in Innenräumen reagieren können. Derzeit werde erneut am Infektionsschutzgesetz gearbeitet, sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. „Das läuft ja am 23.9. aus. Und dann wird die Frage erneut zu diskutieren sein, ob zum Beispiel Maskentragen in Innenräumen wieder verpflichtend wird.“ Er halte es für unbedingt notwendig, sich für den Herbst diese Möglichkeit zu eröffnen. Aktuell sinken die Corona-Inzidenz und die Zahl der Klinikaufnahmen weiter - das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die Bevölkerung aber weiterhin als hoch ein.

Das erst kürzlich geänderte Infektionsschutzgesetz läuft bis 23. September. Allgemeine Maskenpflichten für Veranstaltungen oder beim Einkaufen sowie 2G- und 3G-Regelungen sind damit seit Anfang April weggefallen. Vorerst gilt ein „Basisschutz“ - etwa mit Maskenpflichten in Bussen, Bahnen, Kliniken, Praxen und Pflegeheimen. Unabhängig von staatlichen Vorgaben gibt es aber vielerorts, etwa in Kultureinrichtungen, auch weiter Schutzregeln mit Maskenpflichten.

Das RKI gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstagmorgen mit 262,6 an – nach 281,8 am Vortag (Vorwoche: 383,2, Vormonat: 909,1). Nach RKI-Angaben geht auch die Zahl der Klinikaufnahmen seit einem Gipfel Mitte März stetig zurück. Auch die Zahl der Todesfälle nehme weiter ab. Die Impfung habe aber nicht an Bedeutung verloren, schreibt das RKI in seinem am Mittwochabend veröffentlichten Wochenbericht. Insbesondere Menschen aus Risikogruppen und ab 70 Jahren sollten sich mit einer zweiten Auffrischungsimpfung vor schweren Erkrankungen schützen.

Die Inzidenz, also die Zahl der Ansteckungen pro 100 000 Menschen in sieben Tagen, liefert kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - wegen überlasteter Gesundheitsämter und weil nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung sprach sich dafür aus, im Herbst den Corona-Schutz in Pflegeeinrichtungen wieder zu verstärken. Zur Verhinderung und zur Eindämmung von Covid-19-Ausbrüchen sollten zusätzliche Präventions- und Managementmaßnahmen umgesetzt werden, heißt es in der jüngsten Stellungnahme des Gremiums. Vorgeschlagen wurden unter anderem regelmäßige Tests bei Beschäftigten, Besuchern und Bewohnern und „niederschwellige aufsuchende Angebote zur Durchführung von Impfungen“. Die anhaltend hohen Corona-Zahlen und ein mit der Zeit nachlassender Impfschutz hätten in den vergangenen Monaten zum Wiederanstieg der Infektions- und Todesfälle in den Einrichtungen geführt, heißt es in dem Papier.

Diskutiert wird zudem über die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen. Während der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Tobias Tenenbaum, eine Abschaffung für vertretbar hält, stufte der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, die Maßnahme als „sehr niederschwellig“, aber „absolut sinnvoll“ ein.

Gelockert werden kommende Woche die noch geltenden Corona-Einreiseregeln: Von Mittwoch an wird für die Einreise nach Deutschland zunächst kein 3G-Nachweis mehr verlangt. Für Einreisende aus sogenannten Virusvariantengebieten bleiben strengere Regeln bestehen: Sie müssen sich in Deutschland in eine 14-tägige Quarantäne begeben, auch wenn sie geimpft oder genesen sind. Derzeit ist aber kein Land als Virusvariantengebiet ausgewiesen. Die geänderte Einreiseverordnung sieht außerdem vor, dass künftig nicht nur die von der EU zugelassenen Impfstoffe, sondern alle von der WHO zugelassenen Vakzine bei einer Einreise anerkannt werden.

Lauterbach verteidigte im ZDF die Regierungspläne zur Beschaffung von zusätzlichem Corona-Impfstoff. Man habe für den Herbst Impfstoff für drei unterschiedliche Corona-Linien - die Wuhan-Variante, einen reinen Omikron-Impfstoff und einen Kombinationsimpfstoff, sagte er. „Jetzt verrate ich kein Geheimnis, indem ich sage: Einen Teil dieser Impfstoffe werden wir nachher wegschmeißen müssen.“ Wenn eine gefährliche Welle komme, wollten alle den besten Impfstoff. „Daher werde ich lieber dafür kritisiert, dass ich später wegschmeiße.“

(hebu/dpa)
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