Corona-Nachtwache in Manhattan „Wir sind hier, um unsere gefallenen Helden zu ehren“

New York · In New York haben Mitarbeiter des Gesundheitswesens eine Nachtwache für ihre im Kampf gegen das Coronavirus gestorbenen Kollegen abgehalten. Allein in der Stadt New York starben bislang 5800 Menschen an der Lungenkrankheit.

New Yorker Pfleger halten Nachtwache für verstorbene Kollegen ab
7 Bilder

New Yorker Pfleger halten Nachtwache für verstorbene Kollegen ab

7 Bilder
Foto: AFP/JOHANNES EISELE

"Wir sind hier, um unsere gefallenen Helden zu ehren, für sie zu beten und an sie zu erinnern", sagte die Krankenschwester Joanne Mee Wah Loo am Freitagabend (Ortszeit) vor den Teilnehmern der kleinen Versammlung im Stadtteil Manhattan.

Trotz der winterlichen Temperaturen, die New York am Freitag erfassten, beteiligten sich zahlreiche Krankenhaus-Mitarbeiter an der Nachtwache vor der Zentrale der Krankenhaus-Kette Mount Sinai. Ein Herz aus leuchtenden elektrischen Kerzen erinnerte an die am Coronavirus gestorbenen Ärzte und Pfleger, in Großbuchstaben daneben stand das Wort "Hope" (Hoffnung).

Unklar ist, wie viele Ärzte, Pfleger und andere Krankenhaus-Mitarbeiter in New York bereits an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben sind. Die Ostküstenmetropole ist das Zentrum der Pandemie in den USA, wo sich landesweit mehr als 500.000 Menschen mit dem neuartigen Erreger Sars-Cov-2 infiziert haben. Allein in der Stadt New York gibt es fast 95.000 Infektionsfälle, mehr als 5800 Menschen starben.

Die Teilnehmer der Nachtwache erinnerten vor allem an den Krankenpfleger Kious Kelly, der als erster Krankenhaus-Mitarbeiter Ende März einer Corona-Infektion erlegen war. "Er war ein guter Mensch, ein harter Arbeiter, er hat geliebt, was er gemacht hat", sagte die Krankenschwester Lenore Leiba. Kelly und weitere gestorbene Krankenhaus-Mitarbeiter hätten "sich nicht um ihre Leben gesorgt, sie haben an andere gedacht", fügte sie hinzu.

Die Chirurgin Tirzah Caraballo kam nach Manhattan, um an die Rezeptionistin Christine Hunt zu erinnern, die nach 35 Jahren als Angestellte in einem Krankenhaus in der Bronx vergangene Woche an den Folgen ihrer Coronavirus-Infektion gestorben war. "Sie war unsere Mutter, unsere Freundin, unsere Schwester", sagte Caraballo. Hunt habe als Rezeptionistin keine Atemschutzmaske bekommen. "Das ist der Grund, warum sie nicht mehr bei uns ist", sagte Caraballo.

Zu Beginn der Pandemie hätten Verwaltungsmitarbeiter ihres Krankenhauses keine Atemschutzmasken bekommen. Diese seien Ärzten und Pflegern vorbehalten gewesen. "Ja, die Dinge haben sich seither gebessert, aber wir haben so viele (Kollegen) verloren", kritisierte Caraballo. Es sei "unmenschlich" gewesen, dass ausgewählt worden sei, wer eine Maske erhalte und wer nicht.

(csi/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort